Freundinnen
Rebecca Wells -
Die göttlichen Geheimnisse der Ya- Ya- Schwestern

Die vier Mädchen hatten noch Bänder im Haar und Söckchen an, als sie miteinander in Louisiana davon träumten die letzten Überlebenden eines aussterbendenden Stammes zu sein. Fortan waren sie Ya-Yas, denn eine ihrer Mütter sprach vom "Ya-Ya-Suppentopf", wenn mal wieder alle durcheinander quasselten.

Zusammen nahmen sie am Shirley-Temple-Nachwuchs-Wettbewerb teil und brachten nicht nur die Jury mit ihrem ungewöhnlichen Benehmen in Verlegenheit, sie waren auch bei der Welturaufführung ihres späteren Lieblingsfilms "Vom Winde verweht" anwesend und Vivi erhaschte sogar ein Lächeln von Clark Gable. Mitunter wurde ihr Club zu einem Quartett der Peinlichkeiten, doch die vier standen, was auch kommen mochte, felsenfest zusammen.

Gesammelt hat Vivi ihre Erlebnisse in einem Album, das sie "Die göttlichen Geheimnisse der Ya- Ya- Schwestern" nennt. Als sie es, viele Jahre später ihrer Tochter Sidda zum Lesen gibt, ist ihr Mutter-Tochter-Verhältnis gerade zum Bersten gespannt, denn immerhin hat Sidda in der New York Times bei einem Interview zu ihrem neuen, erfolgreichen Theaterstück ihre Mutter als eine "Step tanzende, prügelnde Rabenmutter" bezeichnet. Vivi ist außer sich und will mit ihren gesammelten Aufzeichnungen, Bildern, Zeitungsausschnitten und Fotos ihrer Tochter beweisen, daß ihre Kindheit nicht so war, wie sie sich daran erinnert.

Für Sidda ist der Ausflug in die Vergangenheit nicht einfach, denn oft erzählen die fehlenden Personen auf den Fotos mehr als die Bilder selbst. In den Erinnerungen findet sie ein sehr außergewöhnliches Frauenquartett, das sich nichts aus den Konventionen des Südens macht, das seine Ehemänner als Autoritätspersonen verehrte oder als Idioten abstempelte, doch niemals als Freunde betrachtet. Auch Vivi hat zu Shep, ihrem Ehemann, ein distanziertes Verhältnis. "Dieser Veitstanz zwischen Sheps schweigsamer Melancholie und Vivis verrücktem Charme, beides geölt und in Gang gehalten von einem nie versiegenden Strom Jack Danielīs, hatten Siddas Vorstellung von der Ehe geprägt."

Letztendlich akzeptiert Sidda, daß die schwierige Liebe zwischen Mutter und Tochter nicht frei ist von Eifersucht.

Rebecca Wells, die selbst auf einer Plantage in Louisiana aufwuchs, schuf mit den Ya-Yas und ihren Kindern ungeheuer quirlige und phantasievolle Frauen, die die größten Sorgen mit einem lauten Lachen und einem Glas Whisky in der Hand aus der Welt wischen. Und wenn sie sich dann doch nicht ganz beseitigen lassen, sind immer noch drei Ya-Yas da, auf die man sich voll und ganz verlassen kann. Eine gut erzählte Geschichte.




Rebecca Wells - Die göttlichen Geheimnisse der Ya- Ya- Schwestern
aus dem Amerikanischen von Renate Reinhold
Originaltitel: © 1996, "Divine Secrets of the Ya- Ya- Sisterhood"
1999, München, Goldmann Verlag, 444 S.

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© by Manuela Haselberger
rezensiert am 1999/03/16

Quelle: http://www.bookinist.de
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