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Auf der Suche nach dem ultimativen Geschmack Muriel Barbery - Die letzte Delikatesse
er "größte Gastronomiekritiker der Welt", so nennt er sich zumindest selbst, liegt im Sterben und keine Medizin kann ihm mehr helfen. Noch nicht einmal eine Mahlzeit. Während die Stunden verrinnen, lässt er sein Leben in Gedanken Revue passieren. Er denkt an die unzähligen Genüsse, die er sich gegönnt hat und bleibt letztlich an so einfachen Delikatessen wie einem frisch gebackenen Brot hängen.
Die Erinnerung führt ihn zu den Kochtöpfen seiner Großmutter zurück, doch er kommt nicht darauf, welcher Duft, welcher Geschmack ihm als die letzte Wahrheit seines Lebens erscheint. "Ein vergessener Geschmack, der sich in meinem tiefsten Innersten eingenistet hat und sich in der Dämmerstunde meines Lebens als die einzige Wahrheit entpuppt, die in ihm geäußert - oder in die Tat umgesetzt wurde."
Daneben kommen eine Reihe Familienmitglieder, Freunde und Bekannte des Sterbenden zu Wort und nicht immer sind ihre Äußerungen über ihn schmeichelhaft. Sein Sohn hasst ihn abgrundtief, die Ehe mit seiner Frau ist im Eimer und die Concierge Renée hat kein Verständnis mehr für die Sorgen und Nöte ihrer Herrschaft.
Die französische Autorin Muriel Barbery, geboren 1969, legt mit ihrem Debüt "Die letzte Delikatesse" ein sprachlich sehr gewandtes Porträt eines Mannes vor, das durch die unterschiedlichen Perspektiven, aus denen er jeweils betrachtet wird, ungeheuer vielseitig schillert. Und indem er selbst immer wieder das Wort ergreift, führt der Sterbende mit seinen Gedanken den roten Faden brillant durch die Erzählung.
So viel sei versichert: Er findet ihn tatsächlich noch, den allerletzten, ultimativen Geschmack. Doch wer hätte ihn im Supermarkt - Regal vermutet?
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© 14.3.2003 by Manuela Haselberger www.bookinist.de |