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Bookinists Buchtipp zu

Stefanie Zweig

Owuors Heimkehr

© 2003

Thema ihrer Geschichten ist die oberflächliche Art der Europäer, die auf einen Sprung nach Kenia kommen, erfolgreiche Geschäftsverhandlungen als gestresste Banker führen ("Nachmittag am Baringosee") oder auch als arrogante Botschafterin für ein Wohltätigkeitsprojekt auftreten ("Ein Stück vom Glück").

Dagegen setzt Stefanie Zweig die afrikanische Natur, die Landschaft am ruhigen Baringosee, die zu gravierenden individuellen Veränderungen führt. "Für Georg hörte das Gestern auf zu sein. Er streifte seine alte Haut ab und warf sie in die Büsche; er wurde ein Reisender ohne Gepäck, ein junger Mann, den Tradition und Erinnerung, Pflicht, Gewohnheit und Furcht nicht mehr gängeln konnten zu sein, zu denken und zu funktionieren wie alle anderen auch."



Ein Land das Himmel heißt
Stefanie Gercke - Ein Land das Himmel heißt

frika lässt Stefanie Gercke nicht los und scheint sich zum Lebensthema ihrer Bücher zu entwickeln. Nach der erfolgreichen Verfilmung ihres Erstlings "Ich kehre zurück nach Afrika" und ihrem zweiten Band " Ins dunkle Herz Afrikas" spielt auch ihr dritter Roman "Ein Land das Himmel heißt" im schwarzen Kontinent.

Während es 1989 in Südafrika an allen Ecken gärt, lebt Jill, Anfang zwanzig sehr behütet auf der Farm ihrer Eltern. Die aktuellen Nachrichten interessieren sie wenig, ihr ganzes Leben dreht sich um ihre eigene baldige Hochzeit. Den ersten Riss bekommt ihre heile Welt durch den Tod ihres Bruders. Eine Paketbombe tötet ihn. Stimmt es, dass ihr Bruder Mitglied des ANC gewesen ist? Und dann kommt Nelson Mandela frei, der ANC ist nicht länger verboten und für die Weißen wird die Lage immer schwieriger, auch wenn sich Jill durch und durch als Afrikanerin fühlt.

Jills persönliches Schicksal, ihre Mutter wird durch den Tod des Sohnes depressiv und Alkoholikerin, ihr Ehemann, er arbeitet als Architekt, verliert das ganze Geld bei einem grandiosen Baubetrug und stirbt bei einem Reitunfall, erzählt Stefanie Gercke vor den tiefen politischen Veränderungen in Südafrika. Wobei die Politik stets im Hintergrund bleibt, doch ihre Auswirkungen auf das persönliche Leben sind immens. Jill ist am Ende eine starke, mutige und selbstbewusste Frau, die um ihr eigenes Land einen harten Kampf führt.

"Ein Land das Himmel heißt" ist ein Unterhaltungsroman, der dem Vergleich mit Barbara Woods Bestseller "Rote Sonne, schwarzes Land" standhält und in den man sich mit einer guten Tasse Tee zurückziehen kann.

Fantastisch gelungen sind Stefanie Gercke die leuchtenden Farben der Pflanzen, Strelitzien, Bougainvillea-Dolden, oder der Frangipani Baum, und die unglaubliche Vielfalt der Tierwelt. Vor allem bei den unterschiedlichen Vogelarten kennt sie sich aus. Mit dieser Fülle an stimmigen Details trifft sie die richtige Atmosphäre: das gleißende Licht, den Duft, das Schwirren in der Luft und in der Ferne trompetet ein einsamer Elefant. Die Faszination für dieses Land, dem Stefanie Gercke mit Haut und Haar erlegen ist, teilt sie mit ihren Lesern.
manuela haselberger


   Stefanie Gercke -
   Ein Land das Himmel heißt
   
    © 2002, München, Knaur Verlag, 653 S., 22.90 € (HC)
    © 2002, München, Knaur Verlag, 656 S.,  ,9.90 € (TB)
   



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Eine Weile stand sie reglos am Rand des Indischen Ozeans. Das klare Wasser umschmeichelte ihre Füße, der warme Seewind strich ihr die Haare aus dem Gesicht. Doch ihre Haut war klamm und ihr Inneres aus kaltem Stein. Sie fühlte nicht, sah nicht, hörte nicht, erinnerte sich nicht, wie sie hierher gekommen war. Eine Ewigkeit hatte sie ihn gesucht, bis sie endlich seine Spur fand, und dann war es um Minuten gegangen, und sie hatte ihn verpasst. Er hatte sich ein Auto gemietet, war auf dem Weg nach Johanneshurg und von dort aus in den schwarzen Bauch Afrikas. Er war fort. Endgültig.

"Du hast Recht gehabt, es tut mir Leid, bitte verzeih mir." Das wollte sie ihm sagen. Aber nun war es zu spät. Mit leerem Blick schaute sie über das unendliche, sanft wogende Meer. Wie ein atmendes Wesen lag es vor ihr, die bewegte Oberfläche zersplitterte den Abglanz des Himmels in Myriaden flimmernder blauer Sterne. Leise seufzend atmete der Ozean aus, überzog den Strand mit flüssigem Silber, atmete ein, und die Wellen liefend zischend zurück. Aus und ein, aus und ein. Für immer. Bis ans Ende der Zeit.

Für immer, klang es in ihr nach, und eine Gänsehaut kräuselte Ihre bloße Haut, denn erst jetzt wurde ihr bewusst, was sie ihm eigentlich sagen wollte: Ich liebe dich", wollte sie ihm sagen, "tte bleib bei mir, ich kann ohne dich nicht leben." Bis zu den Knien stand sie jetzt im Wasser. Die Wellen zerrten an dem weiten Rock ihres schwarzen Trägerkleides. "Komm", lockten sie, "komm mir uns, wir tragen dich."
S. 5


Lesezitat nach Stefanie Gercke - Ein Land das Himmel heißt


Stefanie Gercke wurde auf einer Insel in Guinea-Bissau, als erstes weißes Kind geboren. Sie verbrachte ihre Jugendjahre in Lübeck und Hamburg und wanderte nach ihrer Heirat nach Südafrika aus. Ende der siebziger Jahre musste sie zusammen mit ihrem Mann das Land aus politischen Gründen verlassen und durfte es erst wieder betreten, nachdem Nelson Mandela Präsident geworden war. Stefanie Gercke wohnt heute auf dem Land in Schleswig-Holstein.


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Titel von
Stefanie Gercke
 Taschenbuch



Ins dunkle Herz Afrikas.

© 2001



Ich kehre zurück nach Afrika.

© 2002

 Hardcover



Ins dunkle Herz Afrikas.

© 2000


© 12.12.2002
by Manuela Haselberger

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