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Das Leben in den Zeiten der Erinnerung Gabriel Garcia Marquez - Leben, um davon zu erzählen
llein der Titel ist viel sagend: "Leben, um davon zu erzählen". Denn hätte Gabriel García Márquez eine andere Kindheit gehabt, wäre in einer anderen Familie zur Welt gekommen, dann wäre die Literatur mit Sicherheit um einige wunderschöne Romane ärmer.
In seinen Erinnerungen schwelgt Gabo, wie ihn seine Freunde nennen, noch einmal in der Welt seiner Kindheit. Mit seiner Mutter unternimmt er 1950 eine Reise zum Haus der Großeltern, das verkauft werden soll. Schon damals ist er sich sicher, dass er Schriftsteller werden möchte. Das Jura Studium hat er zum Leidwesen der Eltern an den Nagel gehängt und er versucht sich mehr oder weniger erfolgreich als Journalist.
Doch die Reise nach Aracataca verändert für den jungen Mann alles. "Natürlich konnten weder meine Mutter noch ich damals ahnen, wie bestimmend dieser harmlose zweitägige Ausflug für mich sein sollte, so dass auch das längste und arbeitsamste Leben nicht ausreichen würde, erschöpfend davon zu erzählen."
Sofort erliegt er wieder dem von Geheimnissen durchwobenen Haus des Großvaters, dem pensionierten Oberst, in dem er die Jahre seiner Kindheit verbrachte. "Und plötzlich überraschte mich der erste Prankenschlag der Nostalgie."
Jahre später wird dieses Haus im Roman "Hundert Jahre Einsamkeit" zu Weltruhm gelangen.
Geschickt nutzt Márquez die Reise mit seiner Mutter, um die Geschichte der Liebe seiner Eltern zu erzählen. Sein Vater, ein nicht standesgemäßer Telegrafist, gegen den sich die Familie der Mutter lange wehrt, wird letztlich die Frau seiner Träume doch noch erobern. Mit aller List und Tücke. Hier liegen die Wurzeln für den Roman "Die Liebe in den Zeiten der Cholera".
Die Leser sind schlicht gefesselt, wenn der kolumbianische Nobelpreisträger zurück zu seinen Quellen wandert und noch einmal ihren Zauber herauf beschwört. Mit seiner kraftvollen Sprache malt er die Bilder, die ihn zu seinen großen Romanen inspirierten. Manchmal beschleicht den Leser das Gefühl, ganze Szenen schon einmal in den früheren Büchern gelesen zu haben und Personen, wie der pensionierte Oberst, sind längst alte Bekannte.
Bei sechshundert Seiten sind Längen nicht ganz zu vermeiden, auch wenn der Autor knapp vor Erscheinen seiner Memoiren beherzt dreihundert Seiten gestrichen hat, doch für die Freunde des magischen Realismus sind diese Erinnerungen ein Fest des Meisters der südamerikanischen Literatur.
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© 13.12.2002 by Manuela Haselberger http://www.bookinist.de
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