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Mineko Iwasaki
Die wahre Geschichte der Geisha
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Die berühmteste Geisha Japans erzählt
Mineko Iwasaki mit Rande Brown -
Die wahre Geschichte der Geisha

ineko Iwasaki, geboren 1949 in Kioto, ist die Geisha, die wir alle durch Arthur Goldens Roman (Geisha) kennen. Nun ergreift sie selbst das Wort und erzählt in ihrer Autobiografie "Die wahre Geschichte der Geisha", wie es war, über fünfzehn Jahre Japans berühmteste Geisha zu sein.

Sehr eindrucksvoll und überaus sachlich schildert die Autorin, dass der Weg zur Geisha ein unglaublich harter Job ist, der bereits im Alter von fünf Jahren beginnt. Der Tagesablauf ist ab dem frühen Morgen reglementiert, Zeit zum Spielen gibt es nicht. Es geht sogar so weit, dass sich Mineko von ihren Eltern lossagen muss und von ihrer Okya, das Haus, in dem die zukünftigen Geishas leben, adoptiert wird. Für ein kleines Mädchen ein schwerer Schritt.

Neben der Tanzausbildung, dem normalen Schulbesuch, folgt Unterricht in Kalligraphie und die Unterweisung in der Teezeremonie, ein Ritual mit komplizierten Vorschriften. "Die ideale Einfachheit der Teezeremonie ist nur mit höchster Kunstfertigkeit zu erreichen." Nur beispielsweise die Anweisungen zur richtigen Öffnung einer japanischen Schiebetür, um einen Raum angemessen zu betreten, sind mehr als knifflig.

Der Lohn für diese Anstrengungen: Mineko ist bei einem Empfang von Prinz Charles 1970 mit dabei - kein ganz glücklicher Besuch, denn Charles ruiniert ihren kostbaren Kimono. Bei der Weltausstellung in Osaka spielt sie eine wichtige Rolle und eine Reihe berühmter Staatsmänner wie Henry Kissinger, oder der amerikanische Präsident Gerald Ford werden ebenfalls von ihr unterhalten.

Bislang waren über diese dreihundert Jahre alte japanische Tradition nur Berichte aus zweiter Hand zu lesen. Die Autobiografie von Mineko Iwasaki räumt mit vielen Vorurteilen auf und stellt sehr deutlich die ungeheuren physischen und psychischen Mühen in den Mittelpunkt ihrer Schilderungen. "Ich litt unter periodischen Angstanfällen, Schlaflosigkeit und hatte Schwierigkeiten beim Sprechen." Die Belastung geht bis zu einem gescheiterten Selbstmordversuch. Kein Wunder bei einem Arbeitstag, der morgens vor sechs Uhr beginnt und nicht vor drei Uhr nachts endet und das sieben Tage in der Woche, das ganze Jahr über. Ihr Terminkalender ist für die Dauer von eineinhalb Jahren restlos ausgebucht.

Die Fotografien im Buch unterstreichen Mineko Iwasakis Ausführungen und zeigen sie in ihren prachtvollen exotischen Gewändern.

Heute hat sich die Autorin aus ihrem Beruf zurückgezogen und lebt mit ihrer Familie am Stadtrand von Kioto. Ihr Blick hinter die undurchdringliche, immer gleich bleibende Freundlichkeit der professionellen Geishas ist höchst lesenswert.
© manuela haselberger


Mineko Iwasaki mit Rande Brown - Die wahre Geschichte der Geisha
Originaltitel: Geisha: A Life, © 2002
Übersetzt von Elke vom Scheidt

incl. 8 Seiten Farbbilder, 8 Seiten s/w-Bilder
© 2002, München, Marion von Schröder Verlag, 350 S., 22.00 € (HC)
© 2004, München, Ullstein Verlag, 347 S., 8.95 € (HC)


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In Japan, der Inselnation im Osten Asiens, gibt es besondere Einrichtungen, karyukai genannt, die dem Genuss ästhetischer Freuden gewidmet sind. Es handelt sich um Gemeinschaften, in denen als geishas bekannte, professionell ausgebildete Künstlerinnen leben und arbeiten.
Karyukai bedeutet »Welt der Blumen und Weiden«. Jede Geisha ist wie eine Blume, schön auf ihre eigene Art, und wie ein Weidenbaum, anmutig, biegsam und stark.
Keine Frau in der dreihundertjährigen Geschichte der Karyukais ist jemals an die Öffentlichkeit getreten, um ihre Geschichte zu erzählen. Ungeschriebene Regeln, die Tradition und die Unantastbarkeit unserer exklusiven Berufung verboten uns das.
Aber ich habe das Gefühl, dass es an der Zeit ist, mich zu äußern. Ich möchte, dass Sie erfahren, wie das Leben einer Geisha wirklich ist, ein Leben voll höchster beruflicher Anforderungen und reicher, glanzvoller Belohnungen. Viele sagen, ich sei die beste Geisha meiner Generation gewesen; gewiss war ich die erfolgreichste. Und dennoch empfand ich dieses Leben als zu einengend, um es fortzusetzen. Am Ende musste ich mich davon verabschieden.

Dies ist eine Geschichte, die ich schon lange erzählen wollte.
Ich heiße Mineko.
Das ist nicht der Name, den mein Vater mir gab, als ich geboren wurde. Es iSt mein Berufsname. Ich erhielt ihn, als ich fünf Jahre alt war. Ich bekam ihn vom Oberhaupt der Frauenfamilie, die mich in der Geishatradition erzog. Der Nachname dieser Familie lautet Iwasaki. Im Alter von zehn Jahren wurde ich adoptiert. Nun war ich die legale Erbin des Namens und des Unternehmens mit all seinem Besitz.
Ich begann meine Laufbahn sehr früh. Gewisse Dinge, die passierten, als ich erst drei Jahre alt war, überzeugten mich davon, dass dies meine Bestimmung sei.
Ich zog in das Geishahaus Iwasaki, als ich fünf war, und begann meine künstlerische Ausbildung mit sechs. Ich liebte den Tanz über alles. Er wurde meine Leidenschaft und Gegenstand meiner größten Hingabe. Ich war entschlossen, die Beste zu werden, und ich schaffte es.
Das Tanzen war das, was mich aufrechterhielt, als die anderen Anforderungen des Berufs so schwer wurden, dass ich sie kaum noch tragen zu können glaubte. Und das meine ich wörtlich. Ich Wiege knapp über vierzig Kilo. Ein kompletter Kimono mit Haarschmuck kann leicht um die achtzehn Kilo wiegen. Daran hat man schwer zu tragen. Ich wäre glücklich gewesen, ausschließlich zu tanzen, doch die Regeln des Systems zwangen mich, mit fünfzehn Jahren als maiko, als heranwachsende Geisha, zu beginnen.
Das Geishahaus Iwasaki lag im Bezirk Gion Kobu in Kioto, der berühmtesten und traditionellsten Karyukai von allen. In dieser Gemeinschaft lebte ich während meiner gesamten beruflichen Laufbahn.
In Gion Kobu bezeichnen wir uns selbst nicht als Geisha (was Künstlerin heißt), sondern benutzen den spezifischeren Begriff geiko, »Frau der Kunst«. Eine Art von Geiko, in der ganzen Welt als Symbol Kiotos bekannt, ist die junge Tänzerin, die Maiko oder »Frau des Tanzes« genannt wird. Entsprechend werde ich im weiteren Verlauf dieses Buches die Begriffe Geiko und Maiko verwenden.
Im Alter von zwanzig Jahren »wendete ich meinen Kragen«. Das ist das Ritual, das den Übergang von der Maiko zur erwachsenen Geiko bezeichnet. Je mehr Berufserfahrung ich sammelte, desto mehr Illusionen verlor ich angesichts der Unerbittlichkeit des archaischen Systems. Ich versuchte Reformen einzuführen, ich wollte den Frauen im Geishahaus eine bessere Ausbildung ermöglichen, ihre finanzielle Unabhängigkeit und ihre beruflichen Rechte stärken. Doch es gelang mir nicht, Veränderungen zu bewirken. Das entmutigte mich dermaßen, dass ich mich schließlich entschloss, meine Stellung aufzugeben und mich zurückzuziehen. Zum Entsetzen des Establishments tat ich das dann auch, und zwar auf der Höhe meines Erfolgs, als ich neunundzwanzig Jahre alt war. Ich schloss das Geishahaus Iwasaki, das mir damals unterstand, packte die unbezahlbaren Kimonos und Schmucktücher zusammen, die dem Hause gehörten, und verließ Gion Kobu. Ich heiratete und gründete eine Familie.

Während der Sechziger- und Siebzigerjahre hatte ich in, der Karyukai gelebt. In dieser Zeit des radikalen Wandels entwickelte sich Japan von einer postfeudalen zu einer modernen Gesellschaft. Ich dagegen lebte in einer anderen Welt, einem besonderen Reich, dessen Aufgabe und Identität von der Bewahrung der altehrwürdigen Traditionen bestimmt waren. Und ich widmete mich ganz dieser Verpflichtung.

Maikos und Geikos beginnen ihre Laufbahn, indem sie in einer okiya (eine Art Logierhaus) genannten Einrichtung, die gewöhnlich als Geishahaus verstanden wird, leben und lernen. Sie unterwerfen sich einem extrem strengen Unterricht mit ständigen Lehrveranstaltungen und Proben, der ähnlich intensiv ist wie der einer Primaballerina, Konzertpianistin oder Opernsängerin im Westen. Die Besitzerin der Okiya gewährt der Geiko volle Unterstützung bei ihrer Ausbildung und hilft ihr, nachdem sie ihr Debüt gegeben hat, ihre Karriere zu managen. Die junge Geiko lebt während eines festgesetzten Zeitraums in der Okiya, gewöhnlich fünf oder sieben Jahre, und in dieser Zeit zahlt sie der Okiya deren Investition zurück. Danach wird sie unabhängig und stellt sich auf eigene Füße. Sie unterhält allerdings zu der Okiya, die sie gefördert hat, eine Beziehung wie zu einem Agenten.

Anders ist das bei einer Geiko, die zur atoton bestimmt ist, zur Nachfolgerin und Erbin des Hauses. Sie trägt den Nachnamen der Okiya, entweder durch Geburt oder durch Adoption, und lebt während ihrer ganzen Laufbahn in der Okiya. Maikos und Geikos treten bei sehr exklusiven Banketten auf, die in so genannten ochaya stattfinden - oft wörtlich übersetzt als »Teehaus«. Dort unterhalten wir regelmäßig bei privaten Gesellschaften ausgewählte Gruppen geladener Gäste. Außerdem zeigen wir uns bei einer Reihe jährlich wiederkehrender Veranstaltungen in der Öffentlichkeit. Die berühmteste dieser Veranstaltungen ist das Miyako Odon (Kirschtanz). Die Tanzprograrnme sind ziemlich eindrucksvoll und ziehen begeisterte Zuschauer aus der ganzen Welt an. Das Miyako Odon findet jeweils im April in unserem eigenen Theater, dem Kaburenjo, statt.

Der Begriff »Geisha« oder, wie in meinem Fall, »Geiko«, ist von vielen Geheimnissen umgeben und mit Missverständnissen behaftet. Ich hoffe, dass meine Geschichte zur Aufklärung beiträgt und dieses einzigartige Stück japanischer Kulturgeschichte lebendig werden lässt.
Bitte, reisen Sie jetzt mit mir in die außergewöhnliche Welt von Gion Kobu.

1. Kapitel

Ich fand immer, dass in meiner Berufswahl eine gewisse Ironie lag.
Eine erstklassige Geiko steht ständig im Scheinwerferlicht, während ich mich als Kind am liebsten in einem dunklen Wandschrank versteckte. Eine erstklassige Geiko setzt all ihre Talente ein, um ihrem Publikum zu gefallen und jedem Menschen, mit dem sie in Berührung kommt, ein Gefühl des Wohlbefindens zu geben, während ich mich am liebsten allein beschäftige. Eine erstklassige Geiko ist wie ein exquisiter Weidenbaum, der sich im Dienste anderer beugt, während ich von Natur aus immer dickköpfig und widerborstig und sehr, sehr stolz war.

Eine erstklassige Geiko ist Meisterin darin, eine entspannte und unterhaltsame Atmosphäre zu schaffen; mir dagegen gefällt es nicht sonderlich, mit anderen Menschen zusammen zu sein.
Eine Star-Geiko ist nie, niemals allein, aber ich wollte immer für mich sein. Eigenartig, nicht wahr? Es scheint fast so, als hätte ich bewusst den für mich schwierigsten Weg gewählt, den Weg, der mich zwang, mich meinen persönlichen Hindernissen zu stellen und sie zu überwinden.

Ich glaube, wenn ich nicht in die Karyukai eingetreten wäre, wäre ich buddhistische Nonne geworden. Oder Polizistin.

Es ist schwer zu erklären, warum ich als kleines Mädchen den Entschluss fasste, in die Karyukai zu gehen.
Warum entscheidet sich ein Kind, das seine Eltern anbetete, sie aus eigenem Antrieb zu verlassen? Denn ich war diejenige, die sich für diesen Beruf und diesen Arbeitsplatz entschied und damit ihre Eltern im Stich ließ.
Ich möchte berichten, wie es dazu kam. Vielleicht werden die Gründe beim Erzählen klarer.

Wenn ich heute auf mein Leben zurückblicke, sehe ich, daß ich nur zu einer einzigen Zeit wirklich glücklich war: als ich mit meinen Eltern zusammenlebte. Ich war sicher und frei, und obwohl ich noch sehr jung war, wurde ich in Ruhe gelassen und durfte meistens tun, was ich wollte. Nachdem ich mit fünf Jahren mein Zuhause verlassen hatte, war ich nie wieder wirklich allein und verbrachte all meine Zeit damit, anderen Menschen zu gefallen. Alle meine späteren Freuden und Triumphe hatten eine dunkle, fast tragische Kehrseite, die ein Teil von mir wurde.

Meine Eltern liebten einander sehr. Sie waren ein interessantes Paar. Mein Vater stammte aus einer Familie alter Aristokraten und Feudalherren, die verarmt waren. Meine Mutter kam aus einer Familie von Piraten, die sehr reich geworden war; viele von ihnen wurden später Ärzte. Mein Vater war groß und schlank. Er hatte einen scharfen Verstand, war aktiv und extrovertiert. Und er war sehr streng. Meine Mutter war das genaue Gegenteil. Sie war klein und mollig, hatte ein reizendes, rundes Gesicht und einen üppigen Busen. Wo mein Vater streng war, war meine Mutter nachgiebig. Dennoch waren beide Erklärer, Tröster, Friedensstifter. Mein Vater hieß Shigezo Tanakaminamoto … S. 5-11

Lesezitate nach Mineko Iwasaki mit Rande Brown - Die wahre Geschichte der Geisha


... passende Untermalung dazu ...
Rainer Maria Rilke Bis an alle Sterne


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Quelle: http://www.bookinist.de