"Yasmina Khadra - Die Sirenen von Bagdad"

Die Sirenen von Bagdad
"Yasmina Khadra - Die Sirenen von Bagdad"

us Angst vor politischer Verfolgung hat sich der algerische Schriftsteller Mohammed Moulessehoul, geb.1955, das weibliche Pseudonym Yasmina Khadra zugelegt. Seine Romane werden weltweit gelesen und sein erfolgreichster, "Die Attentäterin" wurde für den Prix Goncourt, den Prix Femina und den Prix Renaudot nominiert und mit dem Preis der Buchhändler Frankreichs 2006 ausgezeichnet.

In seinem neuen Roman nimmt er kein Blatt vor den Mund und beleuchtet kritisch die Situation im heutigen Irak, seit in diesem Land Krieg geführt wird. Was geht in Intellektuellen vor, die sich mit dem Dschihad auseinandersetzen? Wie reagiert der einfache Beduine in der Wüste auf die amerikanischen Soldaten? Was muss geschehen, dass ein junger Mann zum Selbstmordattentäter wird?

Der Ich-Erzähler, Anfang zwanzig, hat gerade sein Literaturstudium in Bagdad begonnen, als der Irakkrieg hereinbricht, und er in sein verschlafenes Heimatdorf in der Wüste zurückkehrt, in dem noch nicht mal die Raben eine Rast einlegen. "In Kafr Karam überstieg die Trostlosigkeit jedes Vorstellungsvermögen, und ein jeder klammerte sich an den Anschein seines Berufs, um nicht völlig ins Trudeln zu geraten." An dem Tag, als amerikanische Soldaten mitten in der Nacht eine überfallartige Hausdurchsuchung vornehmen, ist der so entfernt erscheinende Krieg in der Wüste angekommen. Ergebnislos ziehen die Soldaten wieder ab, sie haben nirgendwo die gesuchten Waffen gefunden, doch vor den Augen des Erzählers wurde seine Familie völlig grundlos gedemütigt und die Ehre für immer verletzt. "Ein Beduine, und wenn er noch so mittellos ist, versteht keinen Spaß, wenn es ums Ehrgefühl geht. Wer die Selbstachtung wahren will, ist es sich schuldig, die erlittene Kränkung mit Blut reinzuwaschen."

Der Erzähler zögert nicht. Gleich in den nächsten Tagen verlässt er seine Familie und fährt per Anhalter nach Bagdad. Ziellos streift er durch die Stadt, besucht seine ältere Schwester, die als Ärztin arbeitet, ihm jedoch keine Unterkunft anbieten kann. Es ist schwer mitten im Krieg Arbeit zu finden, darum ist der Job als Nachtwächter in einem Elektrogeschäft fast ein Glückstreffer. Der Weg zu den fanatischen muslimischen Kämpfern, die der ganzen westlichen Welt den Krieg erklärt haben, ist in Bagdad nicht weit. Für den Studenten liegt er direkt in der Reparaturwerkstatt des Elektrohandels, den er nachts bewacht. Es dauert nicht lange, bis er den gewünschten Auftrag erhält, der endlich die Ehre seiner Familie wieder herstellen wird. Ein Auftrag, wie es ihn noch nicht gegeben hat und in seinem Ausmaß eine schreckliche, nicht einzudämmende Katastrophe auslösen wird. Zumindest sagt dies der Arzt, der den jungen Studenten vor seinem lebensgefährlichen Einsatz betreut.

"Die Sirenen von Bagdad", bei denen bis zum Ende des Buches nicht klar ist, welche denn gemeint sind, die singenden oder die Sirenen der Krankenwagen, die durch die Stadt rasen, bieten eine lohnende Auseinandersetzung mit dem Krieg im Irak und der Sichtweise der Betroffenen, wobei Khadra jede schwarz-weiß Malerei vermeidet, sondern den unterschiedlichen Positionen Stimmen verleiht. Ob die Vernunft am Ende siegt? Wann hat diese im Krieg je den Sieg errungen?
manuela haselberger

Yasmina Khadra -    Die Sirenen von Bagdad     Originaltitel: »Les Sirènes de Bagdad«, © 2007     Übersetzt von Regina Keil-Sagawe     © 2008, München, Nagel und Kimche Verlag, 315 S., 19.90 € (HC)     © 2008, München, Dhv der Hörverlag, 108 min, 2 CDs, (CD)       (Erscheinungstermin: 18.04.2008)     ISBN-13: 9783312004096               gebundenes Buch           Audiobook CD     Geld sparen - gelesen lesen:     TAGESPREISE - antiquarische Bücher: :     Yasmina Khadra     Die Sirenen von Bagdad     >hier HC bzw. >hier Audiobook
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