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Sara tanzt Erwin Koch - Sara tanzt
Sara Broffe, 37 Jahre alt und Mutter von vier Kindern, arbeitet, ebenso wie ihr verstorbener Ehemann, im Widerstand gegen die Militärdiktatur. Sie wird bei der Übergabe eines Films verhaftet, eingesperrt und gefoltert. Die Grausamkeit der Folter, die Qualen im Gefängnis, die Erniedrigung erträgt Sara nur, in dem sie sich in Gespräche mit ihrem toten Mann flüchtet, ihn um Rat bittet oder an ihre Kinder denkt. Und wenn es unerträglich wird, singt sie Lieder, zunächst nur ein Summen, dann einfache Kinderlieder.
Ihre Schreie bleiben ungehört, denn im Nebenraum hat der Cellist Frits die Aufgabe mit seinem Spiel ihre Qualen zu übertönen. Mit keiner Zeile beschreibt Koch, was passiert, wenn die Schergen der Diktatur Saras Zelle mit einem Elektrokabel betreten. Der Leser hört ihr Singen, das Spiel des Cellos. Doch jeder weiß, was sich im Augenblick tatsächlich im Gefängnis ereignet und dieses Wissen geht unmittelbar unter die Haut. Schrecken pur. Selbst in den gesungenen Tönen Saras versuchen ihre Wärter geheime Informationen zu finden, einen versteckten Code, irgendeine Botschaft.
Während der langen Haft verliebt sich der Cellist Frits in die Gefangene und die beiden heiraten, als Sara frei kommt. Doch politische Verhältnisse sind nie stabil, die Macht fällt der Gegenseite zu und Jahre später wird Frits verhaftet. Nun ist seine Rolle zu klären. Wie hat er sich in den Jahren der vergangenen Diktatur verhalten?
Erwin Koch bleibt in seinem Stil der Reportage verhaftet, sehr nüchtern beschreibt er die Gegebenheiten an der Oberfläche - die nicht erwähnten tieferen Schichten wirken jedoch umso nachhaltiger und erschreckender. Jeder kann sich in seiner Fantasie ausmalen, welche entsetzlichen Szenen sich abspielen, während das Opfer stur ein Kochrezept memoriert, denn es gilt die eiserne Regel: "Solange du redest, lassen sie dich am Leben."
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