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Das Auge des Leoparden Henning Mankell - Das Auge des Leoparden
ls Hans Olofson 1969 auf dem Flughafen in die sengende Sonne Sambias blinzelt, ist er keineswegs der abenteuerlustige junge Schwede, für den man ihn auf den ersten Blick halten könnte. Seine Vergangenheit, ein abgebrochenes Jurastudium und einige gescheiterte Freundschaften kann er unbedenklich zurück lassen. Den geplanten zweiwöchigen Aufenthalt in Afrika möchte er zum Luftholen und Pausieren nutzen. "Von wegen Weltenbummler, denkt er. Von dem ist nichts übrig geblieben als ein verschüchterter Angsthase."
Trotzdem bleibt Olofson fast zwanzig Jahre in Afrika. Vieles von seiner eigenen Biografie hat Henning Mankell, der selbst viele Jahre in Mosambik verbrachte, in diesen Roman gepackt, der in Schweden bereits1990 erschienen ist. In der Reihe seiner Bücher über den schwarzen Kontinent "Der Chronist der Winde", "Die rote Antilope" nimmt dieser Roman eine ganz besondere Stellung ein.
In einer geschliffenen, sehr poetischen Sprache erzählt Mankell über die Schwierigkeiten eines Europäers in Afrika heimisch zu werden. Einem Kontinent in Schräglage. "Heute sehe ich, dass die Welt Schlagseite bekommen hat, sehe die Armut und das Leiden."
Der beste Freund Olofsons ist ein schwarzer Journalist, doch diese Freundschaft erweist sich als eine große Enttäuschung. Die Nachbarn in nächster Nähe werden eines Tages brutal auf ihrer Farm hingemetzelt. Ohne die regelmäßigen Zahlungen an die örtliche Polizei könnte Olofson wohl keine Nacht ruhig schlafen.
Sogar die selbstlos angebotene Hilfe eines Entwicklungshelfers für eine befreundete afrikanische Bauernfamilie stellt sich letztendlich als ein egoistisches, menschenverachtendes Projekt heraus.
In zwei kompakten, elegant verflochtenen Strängen erzählt Mankell Olofsons Leben in Schweden und Afrika. Keines der beiden Länder ist ihm wirklich zur Heimat geworden und so packt er traurig und etwas verzweifelt nach zwanzig Jahren wieder die Koffer. "Nach wie vor sieht er sich als Reisender der Angst, nicht als zielstrebigen und wohlgerüsteten Wegbereiter."
Auch wenn "Das Auge des Leoparden" keiner seiner bewährten Wallander-Romane ist, gibt es Tote, eine Menge Spannung und vor allem einen sehr realistischen Blick auf den dunklen Kontinent.
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© 6.3.2004 by Manuela Haselberger www.bookinist.de |