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Der liebe Gott macht blau "Arto Paasilinna - Der liebe Gott macht blau"
as war schon eine recht ordentliche Leistung in der Vergangenheit: die Erde zu erschaffen, den Himmel und dazu die Pflanzen und Tiere. Und ganz zum Schluss auch noch den Menschen. Wen wundert es da, dass Gott beschließt, sich ein Sabbatjahr zu gönnen? Verdient hat er es zweifelsohne. Vor allem, wenn man bedenkt, dass er sich mit seiner letzten Schöpfung oft genug herumärgern muss. Der Mensch ist keineswegs so geworden, wie er sich ihn im Modell einmal ausgedacht hat. Und die göttliche Depression dauert schon seit dem ersten Weltkrieg an. Da wird es höchste Zeit für einen Urlaub. Nur, wer soll Gott in der Zwischenzeit vertreten? So ganz ohne Führung wird es auf der Erde wohl nicht gehen, das ist klar.
Auf Rat der beiden himmlischen Kanzlei-Chefs Petrus und Gabriel bekommt die undankbare Stellvertreter - Rolle ein Mensch. Schließlich macht diese Spezies auch am meisten Ärger. Das Auswahlkriterium: ein intensives Gebet. Und den Zuschlag für diesen strapaziösen Job erhält ausgerechnet ein Finne. Der Kranführer Pirjeri überzeugt auf der ganzen Linie, als er intensiv darum betet, dass Gott seine Lebensgefährtin mit mehr Vernunft und Verstand ausstatten soll und sie so zu einem besseren Menschen werde.
Zunächst ist Pirjeri über das in ihn gesetzt Vertrauen geschmeichelt und von der Größe der Aufgabe überwältigt. Doch mit gesundem Menschenverstand geht er den neuen Job an. Als erstes ordnet er einen Umzug an: die komplette himmlische Organisation zieht nach Finnland. Das Schloss in Bulgarien, das sich Gott als Regierungssitz ausgesucht hat, gefällt ihm überhaupt nicht. Und dann müssen die eingehenden Gebete besser strukturiert werden. Mit einer großen EDV-Anlage kann die Verwaltung der Bitten wesentlich effizienter gestaltet werden. Nicht immer sind seine himmlischen Berater mit Pirjeris Neuerungen einverstanden, doch das stört einen selbstbewussten Finnen noch lange nicht.
Der finnische Autor Arto Paasilinna hat sich in seinem Roman "Der liebe Gott macht blau" diese schräge Geschichte mit wunderbar skurrilen Figuren und einer Handlung voll überraschender Wendungen ausgedacht. In seiner Heimat zählt er zu den populärsten Schriftstellern und sein Humor, der immer mit einer Portion Nachdenklichkeit gepaart ist, entzückt die Leser. Keine Angst Herr Reich-Ranicki, keiner ist gezwungen sich unter Niveau zu amüsieren.
Am Ende, als an Weihnachten Gott für eine kurze Stippvisite in seinem alten Regierungssitz vorbeischaut, erlebt er eine unliebsame Überraschung und Pirjeri erhält die fristlose Kündigung. Doch alles nicht so schlimm, schließlich ist die Welt nicht untergegangen und den Papst hat Pirjeri auch nur fast ausgetauscht. Aber Finnland bleibt der neue göttliche Regierungssitz. Da ändert sich nichts.
Wer nicht so viel Zeit hat sich diese kurzweiligen 200 Seiten einzuverleiben, der kann sich das mit unvergleichlicher Betonung auch ganz exklusiv von Jürgen von der Lippe vorlesen lassen - unschlagbar !
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© 25.05.2009 by Manuela Haselberger www.bookinist.de |