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Sweet Sixteen "Birgit Vanderbeke - Sweet Sixteen"
unächst fällt es gar nicht so auf. Doch immer öfter hat die Polizei in ganz Deutschland mit verzweifelten Eltern zu tun, die berichten, dass ihre Kinder spurlos verschwunden sind. Jeweils an ihrem sechzehnten Geburtstag haben sie ihren Rucksack gepackt. Kommentarlos schicken die verschwundenen Jugendlichen ihre Handys zurück und sind auch mit modernster GPS-Technik nicht zu orten. Bald schon spricht man vom "Heuser-Phänomen", benannt nach Mark Heuser, der als Erster nicht mehr aufgetaucht war.
Die Erzählerin des schmalen Romans "Sweet Sixteen" von Birgit Vanderbeke arbeitet als Trendforscherin und die Schlagzeile um die verschwundenen Jugendlichen weckt ihre Neugierde.
In den Medien entbrennt eine hitzige Diskussion über die nicht vorhandenen Werte in der Erziehung. Und die Schuldigen sind leicht zu finden: natürlich die Eltern, die zusammen mit der Schule auf der ganzen Linie komplett versagen, ganz egal ob eine autoritäre, antiautoritäre oder liberale Haltung bevorzugt wird. Ehrlich, welche Eltern wissen tatsächlich, womit sich ihre halbwüchsigen Sprösslinge den lieben langen Tag beschäftigen, wenn sie sich in ihre Zimmer zurückziehen?
Spannend wird es, wenn Vanderbeke diese eigene, den meisten Erwachsenen völlig fremde Welt der Kids ausleuchtet. Da wimmelt es im Internet von japanischen Mangas, die in der Szene sehr beliebt sind, man trifft sich in geheimen Chatrooms, immer wieder tauchen als Graffiti und auf T-Shirts Sprüche wie "Free your Mind" auf.
Die ganze Sympathie Birgit Vanderbekes gilt den jungen Ausreißern. Sie, die sich vom Establishment und den Bequemlichkeiten sowie der Oberflächlichkeit ihrer Eltern lossagen und ganz alleine losziehen, haben mit ihrer pubertären Sturm - und Drang - Phase ihr Herz erobert.
Ein lesenswerter Roman, der die Leser in die fremde Welt der heimischen Kinderzimmer entführt.
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© 18.11.2005 by Manuela Haselberger www.bookinist.de |