Ich heiße Octave und kaufe meine Klamotten bei APC. Ich hin Werber: ja, ein Weltverschmutzer. Ich bin der Typ, der Ihnen Scheiße
verkauft. Der Sie von Sachen träumen lässt, die Sie nie haben werden. Immerblauer Himmel, nie flaue Frauen, perfektes Glück
...
Ihr Leiden dopt den Handel. In unserem Jargon nennen wir das die "Post-Shopping-Frustration". .... muss man Neid, Leid, Unzufriedenheit schüren - das ist meine Munition. Meine Zielscheibe sind Sie.
Mein Leben besteht darin, Sie zu belügen, und dafür werde ich fürstlich entlohnt. Ich verdiene 13000 € ....
Ich unterbreche Ihre Fernsehfilme, um Ihnen meine Logos aufzudrängen,
.... und sie werden es kaufen, nur um es zu probieren, glauben Sie mir, ich kenne meinen Job.
Mmmhh, ist das geil Ihr Hirn zu penetrieren. Ich komme in der rechten Hälfte. Ihr Begehren ist nicht mehr Ihres: Ich zwinge Ihnen meines auf.
....... Ich entscheide heute, was sie morgen wollen."
S. 15-17
Schriftsteller sind Nestbeschmutzer. Literatur ist immer Verrat. Ich wüsste keinen anderen Grund, Bücher zu schreiben, als um zu petzen.
S. 26
Ich lächelte Duler freundlich an, konnte aber nicht umhin, an einen Satz aus Adolf Hitlers Mein Kampf zu denken:
"Jede Propaganda hat volkstümlich zu sein und ihr geistiges Niveau einzustellen nach der Aufnahmefähigkeit des
Beschränktesten unter denen, an die sie sich zu richten gedenkt."
S. 33
Ich werde oft gefragt, warum die Kreativen so überbezahlt sind. Ein freier Journalist, der für seinen Artikel im
Figaro eine Woche braucht, kriegt fünfzigmal weniger als ein freier Texter, der sich in zehn Minuten ein Plakat aus den Fingern
saugt. Und warum?
Die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen: "Weil Philippe 300000 Francs im Monat verdient und du nicht."
Als Kreativer brauchst du keine Rechtfertigung für dein Gehalt; du hast einen Beruf, in dem dein Gehalt deine Rechtfertigung ist.
Und dann ist kreativ sein keine leichte Arbeit. Der Ruf des Metiers leidet unter dessen scheinbarer Einfachheit.
.... Auch dafür werden wir so gut bezahlt.
S. 40-41
DIE ZEHN GEBOTE DES KREATIVEN:
1) Ein guter Kreativer spricht nicht die Konsumenten an, sondern ...
2) Die erste Idee ist immer die beste ...
3) Die Werbung ist der einzige Beruf, in dem man dafür bezahlt wird, Dinge schlechter zu machen. ....
4) Zu Meetings kommst du grundsätzlich zu spät. ....
5) Wenn du unvorbereitet bist, sprich als Letzter und greif alles auf, was vor dir gesagt wurde. ...
6) Der Unterschied zwischen einem Senior und einem Junior ist, dass der Senior mehr verdient und weniger arbeitet. ...
6b) Eine andere Methode, Junior und Senior zu unterscheiden: Der Junior macht lustige Witze und keiner lacht, ...
7) Pflege den Absentismus, komm mittags ins Büro, antworte nie, wenn man hallo zu dir sagt, ...
8) Frage keinen nach seiner Meinung zu einer Kampagne.
Wenn du jemanden fragst, riskierst du JEDES MAL, ....
10) Zeigt dir ein Kollege eine gute Annonce, lässt du ihn keinesfalls merken, wie sehr du seinen Einfall bewunderst. Sag, das ist doch Hühnerkacke, poppt überhaupt nicht, wird nie verkaufen, und außerdem ist es Asbach uralt, zehntausendmal gesehen oder von einer englischen Kampagne von vor zig Jahren abgekupfert. Legt er dir wirklich Hühnerkacke vor, sagst du: "super Idee" und tust, als wärst du sehr neidisch.
S. 51
Auf Ghost Island sind ein paar Monate vergangen. Sie haben vom Totsein die Schnauze voll. Sie finden, dass unter dem unverwandten Schein der Sonne das Elend ganz schön quält. Sie sind zu wohl genährt. Vegetieren in der üppigen Vegetation dahin. Wenn sie in Form sind, vermischen sie sich mit Trauben von Menschen: River Phoenix lässt sich von Caroline einen blasen, und Patrick fickt Ayrton Senna; die ganze kleine Welt bumst, vögelt, bläst, leckt Sperma, reibt sich die Klitoris, pumpt an Schwänzen, spritzt auf Gesichter, malträtiert Mösen, peitscht sich die Brüste, bepisst sich, schwuchtelt und wichst in Freude und Entspannung.
S. 163
Lesezitate nach Frédéric Beigbeder - Neununddreißigneunzig