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NOBELPREIS in Literatur 2003 Bookerpreis 1999 für »Schande« Schande J.M. Coetzee - Schande
er südafrikanische Autor J. M. Coetzee hat gleich zweimal geschafft, wovon viele seiner Kollegen träumen:
Er hat den Booker Prize 1983 für den Roman "
Leben und Zeit" verliehen bekommen und 1999 wurde er für "Schande" ausgezeichnet. Der südafrikanische Literaturprofessor David Lurie, zweiundfünfzig Jahre alt, wohl situiert und mit dem Leben in Kapstadt im Großen und Ganzen zufrieden, beginnt mit einer seiner jungen Studentinnen eine Affäre. Die junge Frau steht ihm ambivalent gegenüber, zum einen ist sie von seiner Aufmerksamkeit geschmeichelt, zum anderen will sie sich in keine Abhängigkeit, schon gar keine sexuelle, von ihrem Professor begeben. Die Beziehung der beiden, lässt sich nicht geheim halten. David wird von einer Kommission seines Fachbereichs suspendiert. Enttäuscht fährt er für einige Wochen zu seiner Tochter Lucy aufs Land. Doch die Eingewöhnung fällt ihm, dem Intellektuellen, schwer. Lucy lebt allein und arbeitet hart. Sie verdient ihren Unterhalt mit Blumenzucht und Gemüseanbau. Einen Teil ihres Landes hat sie an Petrus, ihren südafrikanischen Nachbarn verkauft. Das Leben von Vater und Tochter wird völlig aus dem Rahmen gerissen, als drei Männer sie auf der Farm brutal überfallen und Lucy vergewaltigen. David kann ihr nicht zu Hilfe kommen. Jegliche Ordnung hat versagt und Lucy und ihr Vater schlagen zwei entgegengesetzte Wege der Verarbeitung des Geschehens ein. "Es ist gefährlich etwas zu besitzen: ein Auto, Schuhe, eine Schachtel Zigaretten. Es reicht nicht für alle, es gibt nicht genug Autos, Schuhe, Zigaretten. Zu viele Menschen, zu wenig Sachen. Was es gibt, muß in Umlauf gebracht werden, damit jeder eine Chance hat,
einen Tag lang glücklich zu sein. Das ist die Theorie; halte dich an die menschliche Bosheit, nur ein gewaltiges Umverteilungssystem, für dessen Funktionieren Mitleid und Schrecken keine Rolle spielen. So muß man das Leben in diesem Land sehen - von der schematischen Seite. Auto, Schuhe; auch Frauen." Leser, die sich für die südafrikanische Wirklichkeit in der Zeit nach der Apartheid interessieren,
die werden aus dem Roman "Schande" eine ganze Menge erfahren. Doch J. M. Coetzee beschreibt neben einer spannenden,
nicht alltäglichen Vater-Tochter- Beziehung auch die Geschichte eines alternden Mannes, der am Schluss
einen rabiaten gesellschaftlichen Abstieg hinter sich hat. Einer, der vor wenigen Monaten noch zur sozialen Oberschicht
zählte. "Schande" ist ein vielschichtiger Roman, der seine Leser berührt und beeindruckt
zurücklässt.
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© 24.2.2000 by Manuela Haselberger www.bookinist.de |