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Zeitungsjournalisten

Christian Bauschke, Die Welt
Wibke Bruhns
Kai Diekmann, Bild
Karl Feldmeyer, F.A.Z
Georg Gafron, B.Z
Gunter Hofmann, Die Zeit
Katja Keßler, Bild
Erik Kirschbaum, amerikanischer Journalist
Kurt Kister, Süddeutsche Zeitung
Honza Klein, Berliner Morgenpost
Jürgen Leinemann, Der Spiegel
Hans Leyendecker, Süddeutsche Zeitung
Giovanni di Lorenzo, Der Tagesspiegel
Bascha Mika, taz
Frank Rafalski, dpa
Herbert Riehl-Heyse, Süddeutsche Zeitung
Patricia Riekel, Bunte
Udo Röbel, Bild.de
Dieter Schröder, Berliner Zeitung
Martin E. Süskind, Berliner Zeitung
Roger de Weck


Fernsehjournallsten

Sabine Christiansen, ARD
Ulrich Deppendorf, ARD
Peter Hahne, ZDF
Armin-Paul Hampel, ARD
Wolfgang Herles, ZDF
Hanni Hüsch, ARD
Maybrit Illner, ZDF
Volker Jacobs, n-tv
Peter Kleim, RTL
Friedrich Küppersbusch, Tv-Produzent
Ulf-Jensen Röller, ZDF
Hartmann von der Tann, ARD
Patricia Vortkamp, RTL
Carl Weiss

Fotografen

Tim Brakemeier, dpa
Marc Darchinger
Thomas lmo
Nicole Maskus
Ute Rademacher
Stephan Schraps
Marco Urban
Alexander Völkel

Kameraleute

Inke Berth
Pierre Bouchez
Fred Brück, SAT 1
Jörg Gerresheim
Jörg Rohne
Christian Rymell, RTL

Regierungs-Pressesprecher, Ministerberater

Uwe-Karsten Heye, Regierungssprecher
Andreas Michaelis, Auswärtiges Amt
Ludger Reuber, ehem. Pressesprecher
Klaus Peter Schmidt-Deguelle, Ministerberater

Blldredakteure

Christiane Gehner, Der Spiegel

Bundespressekonferenz

Tissy Bruns

Fotohistoriker

Enno Kaufhold

Medienwissenschaftler

Siegfried Weischenberg

Onlinejournalisten

Markus Deggerich, Spiegel Online


Meute oder vierte Macht ?
Herlinde Koelbl - Die Meute

"Sind Journalisten wirklich so eitel, wie gemeinhin angenommen wird?" "Welche Macht haben sie wirklich?" "Handelt es sich bei ihnen tatsächlich um die vierte Kraft im Staat?"

it diesen Fragen hat die Fotografin Herlinde Koelbl mehr als fünfzig Journalistinnen und Journalisten um ihre Meinung gebeten und versucht, der Macht und Ohnmacht der Medien auf den Grund zu gehen. Interviewt wurden bekannte Zeitungsjournalisten wie Giovanni di Lorenzo, Sabine Christiansen vertritt zusammen mit Maybritt Illner die Sparte der Fernsehjournalistinnen, aber auch Kameraleute und Fotografen kommen zu Wort.

Eitel sind sie alle, das lässt sich nahezu unumschränkt festhalten, doch die Sicht auf ihren Beruf ist sehr differenziert und es gibt natürlich jede Menge interne Rangeleien zwischen Fotografen und den Mitgliedern der schreibenden Zunft. Was ist schon ein gedruckter Beitrag ohne die passenden Fotos? Und die erste Position nehmen selbstverständlich die Fernsehberichterstatter ein. Oder welcher Politiker lässt sich die Chance entgehen, seine Meinung publikumswirksam im Fernsehen darzulegen?

Der Job als politischer Berichterstatter ist in Berlin, im Vergleich zu Bonn, wesentlich härter geworden. Und es gibt langjährige Allianzen zwischen Politikern und Journalisten, die, so wird einmütig beteuert, in den Reportagen und Berichten keine Rolle spielen.

Spannend wird es, wenn Größen der Zunft wie Hans Leyendecker zu Wort kommen. Er, der früher beim SPIEGEL arbeitete und, nachdem er sich mit Stefan Aust überworfen hat, zur Süddeutschen Zeitung wechselte, ist dafür bekannt, dass er eine ganze Reihe von Skandalen aufdeckte. Begonnen bei Flick, bis hin zur CDU - Affäre, die er indirekt mit enthüllte. Allerdings war er sein Leben lang mehr mit seinem Beruf verbunden. Dass er trotzdem seit 29 Jahren verheiratet ist, hat er seiner Frau verdanken, die eine Menge Verständnis aufbrachte und einen hohen Preis dafür zahlt, denn "ich war schon in manchen Momenten nicht da, wo ich hätte da sein müssen, weil ich zu sehr am Blatt hing. Aber trotzdem ist es ja gut gegangen, da kann ich ihr nur danken."

Angereichert hat Herlinde Koelbl ihren höchst informativen Bildband mit unzähligen Fotografien, die sie selbst von ihren Kollegen bei ganz unterschiedlichen Anlässen geschossen hat - die Prominenz beim Bundespresseball oder auch bei der Verleihung der "Goldenen Kamera". Selbstverständlich ist jeder Interviewpartner von Herlinde Koelbl portraitiert.

"Die Meute" trägt, wie schon die berühmten Vorgänger "Im Schreiben zu Haus", "Jüdische Porträts" und "Spuren der Macht" die eigenwillige Handschrift Herlinde Koelbls. Mit untrüglichem Feingefühl hält sie die Eitelkeiten und Marotten der schreibenden Kaste fest und fühlt ihnen sehr genau auf den Zahn.
© manuela haselberger



Herlinde Koelbl - Die Meute

© 2001, München, Knesebeck Verlag, 195 S., 19.90 €
PS: Dieses Buch hat mehr Text- als Fotocharakter


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Lesezitate

Manchmal glaubt man, die kleine Welt der Medien, in der man arbeitet, zu kennen. Und stellt fest, dem ist nicht so. Zwanzig Jahre arbeite ich schon als Fotografin für Magazine und Zeitungen. Allerdings war ich immer frei, nie in eine Redaktionshierarchie eingebunden. vielleicht ist das einer der Gründe, warum ich noch so vieles neu gesehen und entdeckt habe, als ich in Berlin mit den Dreharbeiten zu dem Film Die Meute Macht und Ohnmacht der Medien, auf dem auch dieses Buch basiert, begonnen habe.

Dass "Politiker eitler als andere Menschen" sind, wusste ich bereits von Renate Schmidt aus einem Gespräch für das Buch Spuren der Macht. Aber dass dies auch auf viele Journalisten zutrifft, war mir neu. Ist es die Nähe zur Macht, dieses vermeintliche Teilhaben, Wichtigsein, das ihre Eitelkeit hervorbringt? Dieser Frage bin ich in vielen meiner 58 Interviews nachgegangen und musste immer wieder feststellen: Die Eitelkeit ist auch die Achillesferse der Journalisten. "Es gibt sicherlich den Versuch der Korruption durch die Befriedigung der Eitelkeit", sagt ARD-Chefredakteur Hartmann von der Tann und meint damit die ganz subtilen Versuchungen: in einen besonderen Zirkel eingeladen zu werden oder mal ein Glas Wein mit einem Politiker trinken zu dürfen. "Politiker versuchen Journalisten durch persönliche Nähe, durch Zuwendung von Aufmerksamkeit zu bestechen. Da gibt es genügend Kollegen, die sich dadurch geschmeichelt fühlen", bestätigt auch Peter Kleim von RTL. Kai Diekmann von Bild spricht gar von einem journalistischen und politischen "Teppichhandel".

Eitelkeit ist sicherlich eine Eigenschaft, die Politiker und Journalisten verbindet. Aber es muss mehr sein, sonst würden die Journalisten manche Demütigung und Verachtung, die sie gelegentlich erfahren, nicht aushalten. Was ist also dieses Bindeglied zwischen Journalisten und Politikern? "Die Macht!", antwortet Giovanni di Lorenzo, Chefredakteur des Tagesspiegel. "Sie ist faszinierend an sich, beängstigend auch, und ich glaube, dass viele, gerade gute Journalisten, auch einen ausgesprochenen Machtinstinkt und Machtwillen haben und dass da eine gegenseitige Anziehung da ist. Ich glaube, dass sich der Typus Politiker und der Typus Journalist in ihrer psychologischen Struktur manchmal sehr ähnlich sind." Auch Jürgen Leinemann vom Spiegel sieht diesen Willen zur Macht: "Die politischen Journalisten - die wirklichen politischen Journalisten, die dem richtig verfallen sind -, die sind schon genauso im Geschäft wie die Politiker auch. Die wollen es wissen, die wollen mitreden." Mit dem Abstand des Chefredakteurs, bei dem "das fließende Blut nur noch gerührt ankommt", reflektiert es Martin E. Süskind unbefangener:

"Man ist fasziniert von der Macht und wird gleichzeitig immer wieder abgestoßen davon, dass man sich faszinieren lässt."

"Haben Journalisten überhaupt Macht?", fragte ich den Regierungssprecher Uwe-Karsten Heye. "Das denken einige", antwortete er, "sie haben Einfluss, aber keine Macht." Und Kurt Kister von der Süddeutschen Zeitung meint: "Man kann manchmal durch eine Geschichte über einen Politiker Veränderungen dergestalt hervorrufen, dass der, über den man berichtet, Schwierigkeiten bekommt. Wenn man Macht aber so definiert, dass Journalisten am politischen Entscheidungsprozess teilnehmen, überwiegt die Ohnmacht bei weitem." Ludger Reuber dagegen zieht aus 16 Jahren Erfahrung als Ministeriumssprecher das Fazit: "Der Journalist sitzt immer am längeren Hebel. Er hat gewissermaßen das letzte Wort. Und wenn er Wut im Bauch hat, wenn er sich rächen will für irgendwas, dann fließt das, ob er es will oder nicht, in seinen Kommentar ein. Man kann als Politiker oder als Ministerium zwar mal eine kleine Strafaktion starten, aber letztlich zieht man immer den Kürzeren."

Auch wenn die Versuchung manchmal groß ist: Politik zu machen oder Macht auszuüben, sei nicht ihre Aufgabe, da sind sich alle Journalisten einig. Doch wie steht es, wenn Zeitungen sich auf "sich aufbauende Trends draufsetzen" und ihnen dadurch "einen unheimlichen Push geben" (Udo Röbel, Bild), ist das nicht Einflussnehmen oder Politikmachen? Eindeutig gibt es ein gewisses "Schwarmverhalten" und somit auch eine automatische Trendverstärkung. Man schaut nach, welches Thema die Agenturen vorgeben oder was die Kollegen machen. Keiner möchte "völlig falsch liegen" (Armin-Paul Hampel, ARD). "Herdenproblem" nennt es Hartmann von der Tann: "Einer macht ein Thema auf, ein anderer liest es, hört es, sieht es, greift es auf, und dann ergibt sich so etwas wie eine Lawine." S. 5


Lesezitate nach Herlinde Koelbl - Die Meute










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Titel von
Herlinde Koelbl
 Fotoband


Starke Frauen

© 1996

 Taschenbuch


Das deutsche Wohnzimmer

© 2000


Jüdische Portraits

Photographien und Interviews
© 2000


Männer


© 2000






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Im Schreiben zu Haus


Spuren der Macht


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Schlafzimmer


© 12.10.2001
by Manuela Haselberger
Quelle: http://www.bookinist.de