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Immer wieder höre ich, wie man abfällig über junge Erben urteilt. Die Leute haben ja keine Ahnung, wie mühsam es ist, an den Nachlaß eines reichcn Mannes zu kommen. Mit kaum 20 Jahren harte Cora einen Millionär geheiratet, und wir hatten sofort unsere gesamten Talente dafür eingesetzt, ihn so schnell wie möglich unter die Erde zu bringen. Coras Reichtum gründet auf Mut, Kreativität und der Gewißheit, in mir eine ebenbürtige und schnell entschlossene Freundin zu haben.

»Ohne dich hätte ich es zu nichts gebracht«, hatte sie in einem ihrer seltenen Anfälle von Dankbarkeit geäußert. Große Worte sind aber gar nicht nötig, weil wir durch so manche gemeinsame Schandtat fest zusammengeschweißt waren. Im stillen befürchte ich allerdings, daß unser heimliches Laster zur Sucht werden könnte. S. 5

Es war eine erniedrigende Erkenntnis, daß mich Erik auf Irgendeine primitive Art anzog. Er war sowohl böse als auch klug, er quälte gern, sah gut aus, er war habgierig - lauter Eigenschaften, die ich von Cora gut kannte. Im Gegensatz zu ihr war er mir aber keineswegs wohlgesonnen.

»Mit dem Trick meiner Putzfrau, die Hausschlüssel zu klauen, habt ihr mich keine Sekunde lang auf eine falsche Fährte gelenkt«, behauptete er.

Da ich immer noch nichts sagen wollte, hielt der Folterknecht sein Feuerzeug kurz an meine linke Wade und erstickte gleichzeitig meinen Schrei mit dem Lappen. S. 119


Lesezitat nach Ingrid Noll - Selige Witwen


Bookinists Buchtipp zu


Röslein rot


Die Häupter meiner lieben

von Ingrid Noll




New Men - Same Procedure
Ingrid Noll - Selige Witwen

ora und Maja, die beiden skrupellosen Freundinnen, die schon in Ingrid Nolls Krimi "Die Häupter meiner Lieben", ihren mörderischen Neigungen freien Lauf ließen, schlagen wieder zu. Im neuen Thriller "Selige Witwen" verhelfen sie, selbstlos wie sie eben sind, weiteren Frauen aus ihrem Bekanntenkreis zu einem ungetrübten Erbschaftsgenuss. Allerdings nicht ganz ohne Eigennutz.

Während eines kurzen Aufenthalts in Darmstadt, die Großmutter Coras ist erkrankt und die beiden eilen sofort besorgt aus ihrer Villa in der Toskana an das Krankenbett der alten Dame, trifft Maja Kathrin. Kathrin unterrichtet an der Volkshochschule Deutsch und versteckt sich vor ihrem Mann, einem gut betuchten Rechtsanwalt mit exquisiten Verbindungen ins Frankfurter Rotlichtmilieu.

Kathrin hat ihn verlassen, doch so ganz sieht sie nicht ein, dass ihr Schmuck und die kostbaren Gemälde bei ihrem Mann Erik verbleiben sollen. In ihrer Not wendet sie sich an Maja und erhält fachkundigen Rat und tatkräftige Hilfe. Um ihre Qualitäten optimal zur Geltung zu bringen, nimmt Maja auch gleich den schrecklichen Ehemann der neuen thailändischen Schülerin von Kathrin ins Visier. Doch da kommt ihr ein erzürnter Bordellbesitzer zuvor. Schade. Aber wie sagt Cora treffend: "Man soll die Stiefel, mit denen andere durch die Scheiße gelatscht sind, doch nicht selber anziehen."

Währenddessen trauert Cora in Florenz ihrer Traumvilla nach, die ihr eine Amerikanerin vor der Nase weggekauft hat. Die Dame ahnt nicht, wie gefährlich ihr neues Glück im trauten Heim ist, denn Cora gibt wegen einer verlorenen Schlacht noch lange nicht auf. Ein Paar Tropfen Methadon an der richtigen Stelle haben schon in Frankfurt bei Kathrins Mann wahre Wunder bewirkt.

Cora und Maja ziehen erneut gnadenlos gegen die Männerwelt zu Felde. Wenn einer zu sehr nervt und dann auch noch meint Schwierigkeiten bereiten zu können – weg damit. So einfach ist das. Zumindest in der Welt Ingrid Nolls. Sie unterhält ihre Leser auch im neuen Krimi ganz exzellent. Da wird gemordet, dass es eine Freude ist, noch dazu relativ blutarm und sauber, aber mit so viel Witz und Esprit, dass man von Cora und Maja nicht genug bekommen kann. Und der Schluss des Romans lässt ahnen, dass Ingrid Noll eine Fortsetzung plant. Hoffentlich schon bald.
© manuela haselberger



Ingrid Noll - Selige Witwen

gebunden
© 2001, Zürich, Diogenes, 272 S., 19.90 (HC)
Taschenbuch
© 2002, Zürich, Diogenes, 272 S., 8.90 (TB)
Audio CDs
© 2002, Steinbach, Sprechende Bücher, 6 CDs, 29.80 € (CD)
Audio Casstten
© 2002, Steinbach, Sprechende Bücher, 5 Cass, 29.80 € (MC)

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Fortsetzung des Lesezitats ...

Selten brennt bei mir die Sicherung durch, an diesem Abend war es soweit. Am liebsten hätte ich Cora die blanke Pfanne übergebraten. Warum maßte sie sich an, immer zu wissen, wo es langging? Was mischte sie sich in Bélas und mein Leben ein? Über Andy konnte sie sich kein Urteil erlauben. Und Felix konnte sie auch nicht für sich beanspruchen, brüllte ich sie an. »In Italien wird Emilia noch so eben geduldet, weil sie uns fast alle Hausarbeit abnimmt, und Mario, der dir als alter Opa nicht weiter in die Quere kommt. Aber junge Männer werden nach dem Paarungsakt erbarmungslos weggebissen. Ständig spielst du dich als Alphawölfin auf!« Ich knallte die Tür zu, ging ins Bett. Zu meiner eigenen Verwunderung mußte ich diesmal nicht weinen. Ich schlief fest und traumlos bis zum nächsten Morgen. S. 169

Nicht allzu oft in meinem Leben habe ich eine Sternschnuppe gesichtet, doch ausgerechnet in jenem gefährlichen Augenblick und an einem so unheimlichen Ort wurde ich Zeuge dieses Phänomens. Weil ich nicht darauf vorbereitet war, fiel mir nicht gleich ein Wunsch ein. Aber ich war geistesgegenwärtig genug, Bélas Namen auszusprechen, gleichsam als Inbegriff aller Hoffnungen auf eine erfüllte Zukunft.

Doch die Gegenwart verlangte ungeteilte Aufmerksamkeit. Ich versuchte mich ausschließlich auf die Geräusche an der vorderen Hausseite zu konzentrieren. Man hörte, wie der späte Besucher sich mir dem Türschloß abmühte. Ich beugte mich zum Kellerfenster hinunter und wisperte Cora zu: »Komm sofort wieder hoch, ein Kollege macht uns Konkurrenz!«

Einen Augenblick lang berieten wir noch, ob es nicht sicherer sei, wenn ich zu Cora in den Keller schlüpfte, als wir bereits das brutale Krachen einer Brechstange hörten; der Nachbarhund fing sofort wieder an zu jaulen. Ich reichte Cora die Hand und zog sie empor.

»Was jetzt?« flüstere sie, nun doch etwas verunsichert, wärend ich vor Angst schlotterte.

»Es hat wohl keinen Sinn, auf die Straße zu flüchten«,sagte ich. »Wahrscheinlich laufen wir dort einem Komplizen in die Arme. Am besten, wir verstecken uns im Garten!«

Aber bevor wir uns im Dunkeln einen Weg ins Gebüsch ertasten konnten, wurden im ersten Stock die Lichter eingeschaltet, deren heller Schein den ganzen Rasen überflutete. An die Hauswand gedrückt, verharrten wir mucksmäuschenstill. Über uns war es mit der nächtlichen Ruhe vorbei, es schepperte und rumpelte. Aus einem wütenden, aber unverständlichen Wortwechsel meinte ich den Namen Mango herauszuhören. Als mir plötzlich ein haariger Pusche! um die Beine strich, explodierte die angestaute Hysterie, und ich schrie mir die Seele aus dem Leib, obwohl ich im Bruchteil einer Sekunde begriff, daß es die Katze sein sollte.

Der Unbekannte im oberen Stockwerk verlor durch mein Zetermordio wohl ebenfalls die Nerven, denn unmittelbar darauf krachten zwei Schüsse.

Wenige Sekunden später polterte es die Treppe hinunter, der Motor und der Hund heulten auf, der Spuk war vorbei. Dennoch blieben wir noch eine Weile wie angewurzelt stehen. S. 220-221

Lesezitate nach Ingrid Noll - Selige Witwen













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Kalt ist der Abendhauch

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© 2000


Skrupellose Fische

© 2000

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Der Hahn ist tot

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Stich für Stich

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© 26.1.2001 by
Manuela Haselberger
Quelle: http://www.bookinist.de
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