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Bookinists Buchtipp zu

Catherine Texier

Victorine

© 2005

Eines Tages begegnet Victorine am Strand ihrer Jugendliebe Antoine wieder - "Ein Mann, der sie zum Träumen bringt, der Freiheit und Abenteuer verkörpert, ein Mann der ihr die Welt eröffnet."

Victorine entschließt sich nicht spontan mit Antoine nach Indochina zu gehen. Sie überlegt lange, ob sie ihre Familie zurück lassen kann und will, ob sie ihre Kinder mitnehmen soll und wie ihr Mann reagieren wird.

Am Ende wagt sie, ohne jemandem einen Brief oder eine Notiz zu hinterlassen, den Sprung ins Ungewisse. Mit zweiunddreißig Jahren, zu Beginn des 20. Jahrhunderts, lässt sie alles aus ihrem früheren Leben zurück und fängt noch einmal von vorne an. "Danach hat sie ihr ganzes Leben gesucht, nach diesem Gefühl schierer Freude."



Die Vagabundin
Alexandra Lapierre - Die Vagabundin

rauen an der Seite berühmter Männer haben häufig das Problem, daß sie im Schatten von Ruhm und Glanz der Ehemänner restlos verschwinden. Fanny Stevenson, die Frau des berühmten Verfassers der "Schatzinsel" oder so spannender Romane wie "Mr. Jekyll und Mr. Hyde" wird es hoffentlich nicht so ergehen, denn die Autorin Alexandra Lapierre hat sie mit einem dicken, über 600 Seiten starken Wälzer vor der Vergessenheit bewahrt.

In jedem Werk von Robert Louis Stevenson findet seine Frau in einem Vorwort Beachtung. Mal wird sie als Muse und Madonna besungen, dann wieder als Megäre, Mannweib und Analphabetin verteufelt. Fünf Jahre lang hat die Autorin das überaus abwechslungsreiche Leben der Fanny Stevenson recherchiert und jetzt ein Buch herausgebracht, das diese schillernde, facettenreiche Frau einzufangen versucht.

Geboren wurde Fanny Vandegrift in Indianapolis 1844. Im Alter von 24 Jahren beschließt sie, den Abenteurer Sam Osbourne zu heiraten und ihm in den Westen zu folgen, um zusammen mit ihm unter den Goldgräbern das Glück zu suchen. Fanny lebt in dreckigen Wellblechhütten und richtet sich unter der Furcht vor Indianerüberfällen einigermaßen erträglich ein, obwohl das tägliche Leben sehr umständlich, karg und mühsam ist. Vor allem ist die aus einem wohlhabenden, gut situierten Elternhaus stammende Fanny dieses Leben so gar nicht gewohnt. Die Ehe mit Sam scheitert und Fanny verläßt ihn mit drei Kindern im Schlepptau. Allerdings nicht um zurück zu ihrer Familie zu gehen, das wäre für Fanny eine zu einfache Lösung. Sie geht allein mit ihren Kindern nach Europa, um ihr Maltalent zu schulen. In Antwerpen versucht sie an einer Kunstschule unterzukommen, doch Frauen haben dort im letzten Jahrhundert noch keinen Zugang und so nimmt sie in Paris zusammen mit ihrer Tochter Belle Malunterricht. Im ersten Winter in Europa verliert sie durch eine Krankheit ihr jüngstes Kind. Aber sie gibt auch nach diesem schweren Schlag nicht auf. Mit keinem Gedanken überlegt sie nach Amerika zurückzukehren.

Kurze Zeit später lernt sie in Frankreich den um elf Jahre jüngeren, ständig kränkelnden Schriftsteller Robert Louis Stevenson kennen und verliebt sich unsterblich in ihn. Mit ihm zusammen wird sie die Südsee bereisen, immer in der Sorge um seine schwache Gesundheit. Jede eigene künstlerische Ambition stellt sie für das Leben an seiner Seite zurück.

Alexandra Lapierre schildert mit der Person der Fanny eine in einem hohen Maße emanzipierte Frau des 19. Jahrhunderts, die sich immer wieder von den Konventionen ihrer Zeit einholen läßt, doch genauso schnell hat sie alles wieder in den Wind geschlagen und lebt jahrelang auf Samoa ein wildes, freies Leben an der Seite des Verfassers der "Schatzinsel".

Das Buch "Die Vagabundin" ist ausgezeichnet recherchiert, es hat zu jedem Kapitel einen kleinen, überschaubaren Anmerkungsteil und die Beschreibungen der Reiseeindrücke sind nicht zuletzt deshalb so anschaulich, ist doch die Autorin selbst einen Großteil der Reisen den Spuren Fanny Stevensons gefolgt. Fanny ist eine Person, die schon zu ihren Lebzeiten ihre Umgebung polarisiert, gleichgültig läßt sie auch den Leser ihrer Biographie nicht.

Alexandra Lapierre, die Tochter des Schriftstellers Dominique Lapierre ("Der fünfte Reiter"), hat eine lesenswerte Biographie einer Frau geschrieben, die einerseits fest im 19. Jahrhundert verhaftet ist, und zugleich in ihrer Art ihrer Zeit meilenweit voraus eilt. © manuela haselberger



  Alexandra Lapierre -   Die Vagabundin
  © 1994, Hamburg, Hoffmann & Campe Verlag, 656 S., 29.65 €


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          Taschenbuch - broschiert




© 6.10.1996 by Manuela Haselberger
Quelle: http://www.bookinist.de