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Engel im Schnee Stewart O´Nan - Engel im Schnee
o wie sich kleine Kinder im Winter in
den Schnee werfen und mit einer Bewegung der Arme Engel im Schnee
entstehen lassen, so hinterläßt Glenn im Garten seines
Freundes und am Grab seiner Tochter als letzte Abschiedsgeste
eine solche Figur. Danach schultert er seine Schrotflinte und
macht sich auf den Weg zu seiner Frau.
Es ist eine traurige Geschichte, die der amerikanische Autor Stewart
O´Nan in seinem ersten Roman erzählt. Er greift sich
eine Handvoll Menschen aus der Kleinstadt Butler in Pennsylvania,
die erbittert versuchen, ihr chaotisches Leben in den Griff zu
bekommen und kläglich daran scheitern.
Glenn kann nicht begreifen, warum sich seine Frau Annie von ihm
getrennt hat und nach seinem gescheiterten Selbstmordversuch wendet
er sich einer religiösen Sekte zu, um Sinn in sein Dasein
zu bringen.
Annie hingegen ist mit ihrem Job im Schichtdienst und mit der
Erziehung der kleinen Tochter überfordert und reagiert mit
unkontrollierten Gewaltausbrüchen auf jede kleine Unachtsamkeit
des Kindes. Als die Kleine tot aufgefunden wird, gibt Glenn ihr
die Schuld.
Zwischen all diesen verzweifelt um ein bißchen Glück
und Sicherheit im Leben ringenden Erwachsenen erlebt der 14-jährige
Art seine erste Liebe, aber auch das Auseinanderbrechen der Ehe
seiner Eltern und er wird zum ersten Mal mit dem Tod konfrontiert.
Am Ende dieses schneereichen Winters kann sich Art sehr genau
vorstellen, "wie ich die Menschen, die ich liebte, jemals
würde hassen können. ...Und das würde sich sehr
lange nicht ändern."
Ein Buch voller Mißverständnisse, Verzweiflung, verletzter
Ehre und gekränktem Stolz. Die Menschen darin führen
einen harten Kampf mit ihrem Leben und sie ergreifen begierig
jede noch so kleine Chance, die ein Minimum an Glück und
Geborgenheit verspricht, selbst wenn sie diese im Bett des Ehemanns
der besten Freundin vermuten, und sie werden erneut von einem
Nackenschlag des Schicksals überwältigt. Ehrlicherweise
müßten sie sich eingestehen, daß sie alles selbst
herausgefordert haben und somit beständig daran arbeiten,
ihr eigenes Unglück zu vergrößern. Doch vor diese
schmerzliche Erkenntnis seiner Protagonisten hat Stewart O´Nan
den Tod gesetzt.
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© 22.4.1997 by Manuela Haselberger http://www.bookinist.de
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