Ein Spiel mit Identitäten
Jeremy Dronfield - Die Heuschreckenfarm

Gleich mit seinem Erstling "Die Heuschreckenfarm" hat sich der Waliser Jeremy Dronfield (geb. 1965) in die vorderen Ränge der Krimischriftsteller geschrieben. Dabei hat er sich ein Spezialgebiet ausgesucht, das von Profis wie Barbara Vine und Ian McEwan gut besetzt ist: handfeste Psychos.

Carol Perceval schätzt es überhaupt nicht, als ihre Ruhe und Zurückgezogenheit auf ihrer Farm eines Nachts von einem Fremden gestört wird. Barsch weist sie ihm die Tür. Als sie ihn am nächsten Morgen in ihrer Scheune erwischt, löst sich aus Versehen ein Schuß aus ihrem Schrotgewehr. Als ehemalige Krankenschwester verarztet sie den Mann. Trauriger Nebeneffekt: Er kann sich durch seinen Sturz an keine Ereignisse aus seiner Vergangenheit erinnern. In seiner Jacke steht ein Namen: Stephen. Ist es seiner?

Carol und Stephen freunden sich an, doch Carols anfängliches Mißtrauen lodert wieder hell auf, als sie in der Bibliothek einen alten Zeitungsausschnitt findet. Hat Stephen etwas mit dem Tod ihrer Freundin Beverley zu schaffen? Hat er tatsächlich sein Gedächtnis verloren, oder spielt er ihr nur etwas vor? Vielleicht sollte sie den Warnungen ihrer Freundin Ros glauben, und ihn schnell wieder weiter schicken. Doch dazu ist es bereits zu spät; sie, die vor ihren Erinnerungen flieht und er, der keine mehr hat, haben sich heftig ineinander verliebt.

Dronfield überrascht seine Leser, die am Anfang durch eine Fülle von Personen und Orten, denen eine zeitliche Einordnung fehlt, ziemlich im dunkeln tappen, mit versteckten, gut platzierten kleinen Hinweisen. Ob es tatsächlich für die Geschichte notwendig ist, wirklich alle Elemente des Genres von den Horror-Heuschrecken bis zum brutalen Mord mit Gesichtshäutung zu verwenden, das ist Geschmackssache. Doch der Plot ist so gut erzählt, dass auch ausgefuchste Krimileser mit wachsender Spannung auf das Ende lauern - und sie werden nicht enttäuscht.



Jeremy Dronfield - Die Heuschreckenfarm
aus dem Amerikanischen von Berthold Radke
Originaltitel: © 1998, "The Locust Farm"
1999, München, Piper Verlag, 439 S.

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© by Manuela Haselberger
rezensiert am 1999-10-26

Quelle: http://www.bookinist.de
layout © Thomas Haselberger