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Ich suchte meine Hose.

Verschwunden konnte sie ja nicht sein. Nur vergraben. In dem Durcheinander, das zuerst die unbekannten Einbrecher, dann die Polizei und schließlich die Dame und ich in meinem Schlafzimmer angerichtet hatten.

Tamara lag am Boden und sah mir bei meiner Sucharbeit zu. Ich kratzte mich.

»Das ist eines der wenigen Dinge, die mir bei Männern immer unerklärlich bleiben werden«, sagte Tamara.

»Was denn?«

»Daß sie sich immer am Sack kratzen müssen. Besonders Italiener.«
»Hab ich noch nie ...

Zitate aus Kurt Lanthaler - Der Tote im Fels, S.138




Ausriss aus dem
Glossar

Hanns Martin Schleyer, geb. am 1. 5. 1915 in Offenburg (Baden) als Sohn eines Landgerichtsdirektors. Besuch des Gymnasiums in Rastatt; trat als sechzehnjähriger Schüler 1931 in die damals noch illegale Hitlerjugend ein (Goldenes Ehrenzeichen der HJ). Noch in der sogenannten »Kampfzeit« Beitritt zur SS (Mitgliedsnummer 227014), Mitglied der NSDAP. Jurastudium an der Nazihochburg der Uni Heidelberg. Beauftragter des Sicherheitsdienstes (SD) der SS ...





Alpenfestung, Brennertunnel und Nationalsozialisten
Kurt Lanthaler - Der Tote im Fels

"Noch ist der Brenner Basistunnel, dieses Jahrhundertprojekt, nur ein kühner Plan. Den Reißer um die dazughörigen Spekulationen hat Lanthaler schon jetzt geschrieben", lobt der Standard in Wien.

Ob es ein wirklicher Reißer ist, sei dahingestellt. Jedenfalls wird bei Bauarbeiten in einem Tiroler Eisenbahntunnel eine nur wenige Tage alte männliche Leiche aus dem massiven Felsgestein gesprengt. Das allein ist schon mysteriös, denn niemand kann sich erklären, wie der Tote in den Fels gelangt ist. Tschonie Tschenett, der Romanheld, steht dabei, als die Arbeiter die Leiche zu Tage fördern. Und Tschenett, der Tunichtgut, Gelegenheitsarbeiter und Lkw-Fahrer ist es auch, der dort im dunklen Tunnel in einem unbeobachteten Moment den Aktenkoffer des Ermordeten an sich nimmt und darin brisantes Material zu einem gigantischen Bauprojekt in den Alpen findet.

Dann macht Tschenett einen Fehler! Er spielt Freizeitdetektiv und verwickelt sich in eine Geschichte aus Korruption, alten und neuen Nazis, Heimatfronten und Alpenfestungsspinnern.

So wie das Gestein der Alpen, zerklüftet, rau, spaltendurchzogen, manchmal hart, dann wieder körnig und grieselig, genauso schreibt Lanthaler seinen politischen Kriminalroman. Er hat zudem einen höchst eigenwilligen Zeitbegriff. Fast fließt seine Geschichte wie das Regenwasser, das sich durch die Alpenmassen frißt - gelegentlich mitreissend schnell, dann wieder plätschernd langsam.

Wer die Gegend mag, etwas italienisch spricht und die eingeschobenen italienischen Satzbrocken versteht, sowie ein wenig in die Köpfe von in den Alpen vergessenen, ewig gestrigen Nationalgestimmten schauen möchte, dem sei dieser Krimi empfohlen.

Besonders ans Herz gelegt sei dazu die Vita eines gewissen Hanns-Martin Schleyer, die Lanthaler in seinem Glossar auf S. 288 abdruckt, da sie auf dessen allerersten, beruflichen Werdegang im 3. Reich ungewöhnlich fokussiert und dem Roman seine politische Stammwürze verleiht.



Kurt Lanthaler - Der Tote im Fels
Erstveröffentlichung:
© 1993, Bozen, Meran, Fortsetzungsserie in einer Tageszeitung
1999, Zürich, Diogenes Verlag, 293 S., 8.90 €

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© by Manuela Haselberger
rezensiert am 1999-11-09

Quelle: http://www.bookinist.de
layout © Thomas Haselberger