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Mal sehen. Alles war für Armand Vandoosler gut, um mal zu sehen. Gestern hatte die Nachbarin im Osten gegärtnert. Frühlingsanfang. Er hatte ein paar Worte mit ihr gewechselt, nur so. Vandoosler lächelte.

Er war achtundsechzig und hatte einige Gewißheiten zu relativieren. Er hätte sich ungern einen Korb geben lassen. Also Vorsicht und Bedachtsamkeit. Aber die Phantasie schweifen zu lassen kostete nichts. Er hatte diese Juliette genau beobachtet, sie schien ihm hübsch und energisch, etwa vierzig Jahre, und er hatte sich gedacht, daß sie mit einem alten Bullen sicher nichts zu tun haben wollte. Auch wenn er noch schön war, wie es hieß. Er selbst hatte nie begriffen, was die anderen an seinem Gesicht fanden. Zu mager, zu verzerrt, nicht klar genug für seinen Geschmack. In keiner Weise hätte er sich in einen Typ seiner Art verlieben können. Aber andere ja, oft sogar. Als Polizist hatte ihm das große Dienste geleistet, vom Rest mal abgesehen. Es hatte natürlich auch Scherben gegeben. Armand Vandoosler mochte es nicht, wenn seine Gedanken bei diesem Punkt, bei den Scherben, ankamen.

Es war bereits das zweite Mal in einer Viertelstunde. Zweifellos, weil er wieder einmal sein Leben änderte, seinen Ort, seine Umgebung. Oder vielleicht, weil ihm am Fischstand Zwillinge über den Weg gelaufen waren.

Er rutschte ein Stück weiter, um seinen Korb in den Schatten zu stellen, und kam damit der Ostfront ein Stück näher. Warum, verdammt noch mal, mußten seine Gedanken jetzt da ankommen?
Zitat aus Fred Vargas -
Die schöne Diva von Saint-Jacques, S. 49


Drei Historiker als Detektive
Fred Vargas - Die schöne Diva von Saint-Jacques

Die pure finanzielle Not hat die drei französischen Historiker zusammengewürfelt: Matthias, der Jäger und Sammler, den die Frühgeschichte fasziniert, Marc, der so ziemlich alles über das Mittelalter weiß und Lucien ist Spezialist für den I. Weltkrieg. Zuständig für die aktuelle Zeitgeschichte ist der Pate von Marc, ein ehemaliger Polizei-Kommissar. Zusammen beziehen sie ein heruntergekommenes Haus im südlichen Paris.

Sie alle sind von ihrer schönen Nachbarin, einer ehemaligen Opernsängerin angetan, die eines Tages spurlos verschwindet. Hat sie ihren treulosen Ehemann endgültig verlassen und ist zurück nach Griechenland, zu ihrem Jugendfreund? Merkwürdig, dass sie ihrer Nichte nicht Bescheid gegeben hat, die mit ihrem kleinen Jungen aus Lyon zu Besuch kommt.

Die vier Männer, die sich privat ganz gut verstehen, doch beruflich einander spinnefeind sind, beginnen zu kombinieren. Schließlich ist man "kein Historiker, wenn man nicht schnüffeln kann." Sehr hilfreich dabei sind die beruflichen Beziehungen, die Marcs Patenonkel noch immer in das Kommissariat hat. Und dann taucht die verkohlte Leiche einer Frau auf.

Bis jedoch geklärt ist, welche Rolle der von unbekannter Hand frisch gepflanzte Baum im Garten der Sängerin spielt, und die Buche ist bei der Lösung des Falles von entscheidender Bedeutung, lässt die französische Autorin mit dem männlichen Namen Fred Vargas, ihre drei Historiker tüchtig die grauen Zellen strapazieren. Immer wieder nimmt die Handlung eine neue, unerwartete Wendung, werden Details aus dem Vorleben bekannt, die neu angeordnet, einen völlig neuen Zusammenhang ergeben.

Ihren nächsten Fall "Der untröstliche Witwer von Montparnasse" findet das ungleiche Team dann im Folgeband.


Fred Vargas - Die schöne Diva von Saint-Jacques
aus dem Französischen von Tobias Scheffel
Originaltitel: © 1995, "Debout les morts"
© 1999, Berlin, Aufbau Verlag, 287 S., 7.90 € (HC)
© 2002, DAV, Der Audio Verlag, 6 Seiten (Booklet), 14.95 € (HC)

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© by Manuela Haselberger
rezensiert am 1999-11-16

Quelle: http://www.bookinist.de
layout © Thomas Haselberger

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