The Colour of Water
James McBride - Die Farbe von Wasser

Die Farbe von Wasser ist durchsichtig, und genau so, sagt Ruth, die Mutter von James McBride, stelle sie sich Gott vor, als sie von ihm nach der Hautfarbe Gottes gefragt wurde.

Mit diesem einen Satz lassen sich bereits die Schwerpunkte des Romans von James Mc Bride "Die Farbe von Wasser" umreißen: Es geht um die Frage der Hautfarbe und um die Religion. Im Mittelpunkt der Geschichte steht allerdings seine Mutter Ruth: Mit ihren eigenen Stimmen erzählen Ruth und James in einzelnen Kapiteln ihr Leben.

Sie wächst als Kind jüdischer Einwanderer aus Polen in Amerika auf. Ihr Vater ist Rabbi und betreibt einen kleinen Lebensmittelladen. Es ist selbstverständlich, daß alle Familienmitglieder mithelfen. Sobald die Schule aus ist, wartet der Vater auf Ruth und ihre Geschwister mit Arbeit.

Farbige werden von dem streng gläubigen Familienoberhaupt noch nicht einmal gern im Laden bedient. Jeden anderen Kontakt zu ihnen lehnt er rigoros ab. Als Ruth von ihrem ersten Freund, einem farbigen Jungen, schwanger ist, weiß sie sofort, daß sie das Kind nicht behalten kann. Die Abtreibung muß sie vor ihrem Vater verheimlichen, doch glücklicherweise ist ihr ihre Mutter, ohne viel Worte zu verlieren, bei der Vertuschung behilflich. Von diesem Zeitpunkt an, weiß Ruth, daß sie nicht in der engen, festgefügten jüdischen Welt ihrer Familie bleiben möchte.

Sie zieht nach New York und heiratet einen Farbigen, mit dem sie acht Kinder hat. Für ihre Familie war sie damit gestorben. Niemals mehr wird sie auf Hilfe von dieser Seite rechnen können. Als ihr Mann nach wenigen Jahren stirbt, sie mit ihren acht Kinder alleine dasteht, hätte sie wirklich Unterstützung nötig gehabt.

Ruth läßt sich nicht unterkriegen, sie heiratet ein zweites Mal und bekommt vier weitere Kinder. Auch wenn Geld immer Mangelware war im Haus von Ruth, so ist für sie in der Erziehung ihrer Kinder ein Grundsatz ausschlaggebend: "Bilde dich oder du bist ein Niemand. Werde ich ein schwarzer Niemand oder nur ein Niemand? Wenn du ein Niemand bist, ist es egal, welche Hautfarbe du hast."

Es ist fast nicht zu glauben, aber Ruth schafft es, daß sie alle zwölf Kinder auf die Universität schickt und es werden Ärzte, Professoren, Chemiker, Lehrer oder aber, so wie James McBride, ausgezeichnete Autoren aus ihnen.

"Die Farbe von Wasser" ist ein ergreifendes, poetisches Porträt einer unglaublich starken Frau, die um sich selbst nie viele Worte gemacht hat. "Als Junge wußte ich nicht, wo meine Mutter herkam - wo sie geboren wurde, wer ihre Eltern waren."

Vierzehn Jahre hat James McBride gebraucht, bis er diese faszinierende Geschichte seiner Mutter zutage förderte und ihr mit seinem ersten Buch ein Denkmal gesetzt hat. Zugleich erzählt er auch seine eigene Familiengeschichte, die mit ihren eigenwilligen, häufig skurrilen Charakteren lange im Gedächtnis haften bleibt.

Am meisten natürlich die unbeugsame kraftvolle Ruth, die sich durch keinen noch so harten Schicksalsschlag von ihrem Ziel, ihren Kindern einen vernünftigen Lebensweg zu ebnen, abbringen läßt.




James McBride - Die Farbe von Wasser
aus dem Englischen von Monika Schmalz
Originaltitel: 1996, "The Colour of Water"
1999, Berlin, Berlin Verlag, 375 S.

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© by Manuela Haselberger
rezensiert am 1999/03/01
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Quelle: http://www.bookinist.de
layout © Thomas Haselberger