Der Mann,
der die Bücher liebte

Stephan Wackwitz -
Die Wahrheit über Sancho Pansa

Das neue Buch von Stephan Wackwitz "Die Wahrheit über Sancho Pansa" ist eines jener seltenen Exemplare, in denen es nur so von Sätzen wimmelt, die man sich begeistert anstreicht und gleich am Anfang des Romans bedauert, daß er nach 140 Seiten schon wieder zu Ende sein soll.

Das Thema ist nicht neu. Es geht um einen alten Mann, Heinrich Katz, der mit achtzig Jahren am Ende seines Lebens angekommen ist und während der letzten Herbsttage Rückschau hält. Unterdessen er die Menschen im Park beobachtet, entspannt im Café sitzt und mit der Bedienung schäkert, drängen sich immer wieder Erinnerungen an verschiedene Lebensabschnitte in den Vordergrund. "Erinnerungen sind auf unterirdische Weise miteinander verbunden. Sie verständigen sich ohne unser Wissen."

Die besonderen Knackpunkte in seiner Biographie beschäftigen ihn intensiv. Als er beispielsweise mit dreizehn in eine schwere psychische Krise stürzt, oder mit seinen Eltern vor den Nazis nach England flüchtet und den ungeliebten Job in einer Bank antritt. "Lebensläufe können tatsächlich verunglücken, das weiß ich seit meiner Zeit in der Bank. Daß man verfehlen kann, wofür man gedacht war, daß man die Frage, auf die das eigenen Leben eine Antwort hätte sein müssen, hartnäckig überhören kann."

Dies ist sicher eines der größten Unglücke, die einem Menschen passieren können. Heinrich Katz gehört nicht dazu. Er hat seine Leben nicht vergeudet und seit seiner frühesten Jugend hat die Liebe zu Büchern, die Flucht in die Literatur und das Faible für nutzloses Wissen ihm bei der Bewältigung seines Lebens geholfen. "Wenn ich glücklich war, las ich wenig. Weswegen ich mein Leben lang immer ziemlich viel gelesen habe."

Für die ebenso buchbesessenen Leser ist "Die Wahrheit über Sancho Pansa" schon wegen der schönen Sätze über die Liebe zu Büchern und ihre Wichtigkeit für das eigene Leben eine absolute Pflichtlektüre - noch dazu eine äußerst angenehme.




Stephan Wackwitz -
Die Wahrheit über Sancho Pansa
1999, München, Piper Verlag, 141 S.
(unverb. Preis)

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© by Manuela Haselberger
rezensiert am 1999/02/12
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Quelle: http://www.bookinist.de
layout © Thomas Haselberger