Bookinist presents





Das Literarische Quartett
  Marcel Reich-Ranicki -   Hellmuth Karasek -   Sigrid Löffler


am 25.Feb 2000 im ZDF mit folgenden Titeln
bei Bookinist besprochen        weitere Titel


Bernhard Schlink
Liebesfluchten


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Hans-Ulrich Treichel
Tristanakkord


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Manuel Rivas
Der Bleistift des Zimmermanns


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bei Bookinist besprochen



J.M. Coetzee
Schande


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Margriet de Moor
Die Verabredung


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zur B oo k inist
© by Manuela Haselberger
empfohlen ab 05.2.2000


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Hans-Ulrich Treichel - Tristanakkord

Drei Kartons mit dem Aufdruck »La Grange Neuve de Figeac« standen auf der Kaimauer, gleich neben dem eisernen Poller, an dem die Fähre vertäut wurde. Er war der einzige Tourist auf dem Schiff gewesen, bei allen anderen handelte es sich um Einheimische, die ohne viel Gepäck reisten und sogleich zu ihren in der Nähe abgestellten Autos oder Fahrrädern eilten. Auch die Fähre hielt sich nicht lange auf und drehte nach kurzer Zeit wieder ab. Obwohl es August war und auf dem Europäischen Festland eine Hitzewelle herrschte, regnete es auf der Insel. In Glasgow, wo er umgestiegen und mit einem sogenannten Airshuttle bis auf die Insel Skye weitergeflogen war, hatte es ebenfalls geregnet. Nur während der Überfahrt von Skye nach Lewis blieb es trocken, so daß er die meiste Zeit an Deck verbracht und auf die Küstenlandschaft mit ihren grünen Weiden und den zumeist bescheidenen weißen Häusern geschaut hatte, deren einzige Auffälligkeit darin bestand, daß sie zwei Kamine besaßen. Sobald er an Land gegangen war, setzte auch der Regen wieder ein. Das schlechte Wetter machte ihm nicht viel aus, er wußte, was ihn in Schottland erwartete, und hatte genügend wetterfeste Kleidung dabei. Er würde allerdings noch lernen, daß ein ...

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J.M. Coetzee - Schande

1. Kapitel

Für einen Mann seines Alters, zweiundfünfzig, geschieden, hat er seiner Ansicht nach das Sexproblem recht gut im Griff. Donnerstag nachmittags fährt er immer nach Green Point. Pünktlich um zwei drückt er auf den Summer am Eingang der Windsor Mansions, sagt seinen Namen und geht hinein. An der Tür von Nr. 113 wartet Soraya auf ihn. Er geht gleich ins Schlafzimmer, das angenehm riecht und in weiches Licht getaucht ist, und zieht sich aus. Soraya kommt aus dem Bad, läßt ihren Morgenmantel fallen und schlüpft neben ihm ins Bett. »Hab ich dir gefehlt?« fragt sie. »Du fehlst mir immer«, erwidert er. Er streichelt ihren honigbraunen Körper, der nicht von der Sonne gebräunt ist; er legt sie hin, küßt ihre Brüste; sie lieben sich.

Soraya ist groß und schlank, hat langes schwarzes Haar und dunkle, glänzende Augen. Genaugenommen könnte er vom Alter her ihr Vater sein; aber genaugenommen kann man auch schon mit zwölf Vater sein. Er gehört seit über einem Jahr zu ihren Kunden, für ihn ist sie völlig befriedigend. In der Wüste der Woche ist der Donnerstag zur Oase voll luxe et volupté geworden.

Im Bett ist Soraya nicht besonders temperamentvoll. Sie hat eigentlich ein ziemlich ruhiges Naturell, ruhig und fügsam. Ihre allgemeinen Ansichten sind überraschend sittenstreng. Touristinnen, die an öffentlichen Stränden ihre Brüste zeigen (sie sagt »Euter« dazu), stören sie; sie meint, daß man Stadtstreicher zusammentreiben und zum Straßenkehren anstellen sollte.

 
 
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Margriet de Moor - Die Verabredung

Nennen wir es mal die Geschichte einer Straße. Die Welt besteht wahrhaftig nicht nur aus Geschöpfen mit Augen und Händen das weiß jeder, weshalb also sollte die Hauptfigur einer Geschichte nicht auch eine Straße sein können? Blind, taub, wie wir annehmen, und ansonsten mit ein paar Eigenschaften behaftet, die uns entgehen? Ja, warum nicht?

Es ist später Abend. Es regnet. Der Regen nieselt aufs Land, er fällt auf das Dorf und rückt dann zu dem Kreisel vor, an dem die Bebauung endet und die Straße in Richtung Meer beginnt. die nach einem guten Stück durch flaches Land ein wenig ansteigt, um am Strand von Ruigrokseslag zu enden Erst gestern nacht ist auf dieser Straße ein Auto mit einem älteren Ehepaar verunglückt. Der Alarm ging kurz nach zwölf bei der Polizei ein. Sie wußten sofort, daß es ernst war. Ein Schreckensbild, nur allzuhäufig auf dieser Straße. Auch diese Opfer haben die Fahrt nicht überlebt.

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Manuel Rivas -
Der Bleistift des Zimmermanns

1

Er ist oben in der Galerie und hört den Amseln zu.
Carlos Sousa, der Journalist, sagte danke, als sie ihn mit einem Lächeln zum eintreten aufforderte. Ja, danke, dachte er, während er die Treppe hinaufstieg, an der Tür jedes Hauses sollte es zwei Augen wie diese geben.
In einem Korbsessel sitzend, neben einem Tisch mit Kohlebecken, die Hand im offenen Buch, als kreisten seine Gedanken um eine glänzende Seite, schaute Doktor Da Barca in den Garten hinaus, eingehüllt in eine Aureole winterlichen Lichts. Das Bild wäre friedlich, würde er nicht durch die Sauerstoffmaske atmen. Der Schlauch, der ihn mit der Sauerstoffflasche verband, hing über den weißen Blüten der Azaleen. In Sousas Augen war die Szene von einer beunruhigenden und komischen Melancholie.

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