Lesezitat




Lesezitat

Ich bin im Begriff meine Familie zu verlieren. Meine Ehe ist auf dem Hund , und meine Tochter Franka hat sich in einen Kerl verknallt, der sie nach Indien entführen will.
Ruf mal an, sagt meine Frau leise. Sie steht mit untergeschlagenen Armen mitten auf der Straße. Ich sehe die Gänsehaut auf ihren nackten Oberarmen.
Ein kalter, regnerischer Juliabend. Wenigstens wird das Wetter in Frankreich besser sein. Wenigstens das.


Lesezitat aus Doris Dörrie - Was machen wir jetzt, S. 7


Bookinists Buchtipp zu


Happy

von Doris Dörrie
© 2001




Kann man zu blöd sein fürs Glück?
Doris Dörrie - Was machen wir jetzt

"Zu blöd für das Glück?", das ist die zentrale Frage, die dem Leser durch den Kopf geht, wenn er Fred, den Protagonisten des Romans von Doris Dörrie "Was machen wir jetzt?", bei seinen hilflosen Versuchen beobachtet, ein Stück davon zu ergattern.

Geduldig und schicksalsergeben fährt Fred mit seiner Tochter Franka nach Südfrankreich in ein buddhistisches Kloster. Dort möchte Franka ihre große Liebe, einen Lama, treffen. Auch wenn Fred zunächst von der Idee seiner Tochter nicht sehr angetan war, begleitet er sie auf ihrer Reise. Was soll er auch bei seiner Frau daheim? Ihrer Ehe fehlt der Drive, seine Geliebte Marisol stellt immer mehr lästige Forderungen an ihn, und sein Job - Langeweile pur. Da kommt die Reise nach Südfrankreich zur rechten Zeit. Allerdings hat er mit dem ganzen esoterischen, buddhistischen Kram noch nie etwas anfangen können. Fred steht seinem Aufenthalt im Kloster mehr als skeptisch gegenüber. Das Gebot der Stille nervt ihn, denn "mein Gehirn plappert mir die Ohren voll."

Doris Dörrie hat in ihrem ersten Roman, der zugegebenermaßen in der Mitte Längen hat, wieder ihr großes erzählerisches Talent bewiesen. In treffsicheren, immer neuen Bildern, schildert sie den Alltag und das Gefühlsleben der heute Vierzigjährigen. "Jetzt ist ein Lächeln von ihr so selten wie ein heißer Sommer in Deutschland."

Spiralförmig taucht sie in das Dasein ihrer Hauptpersonen ein und haucht ihnen mit einer Unmenge genauer, kleinen Beobachtungen am Rande, Leben ein. Als die Ehe noch jung und frisch war, und Fred nachts verzweifelt einen schreienden Säugling mit seiner Frau zusammen im Auto spazieren fuhr - da stimmt in der Beschreibung bis zu den krampflindernden Sabtropfen wirklich alles.

Ganz sicher ist Doris Dörrie eine Meisterin der kurzen Form, doch was noch wichtiger ist: Sie schreibt so unangestrengt wie keiner sonst - zumindest im deutschsprachigen Raum.



Doris Dörrie -
Was machen wir jetzt?
2000, Zürich, Diogenes, 304 S.,
19.90 €     gebundenes Buch
2001, Zürich, Diogenes, 303 S.,
9.90 €     Taschenbuch
2000, Zürich, kein & aber, ca 7x 60min,
35.50 €     Audiobook 7 CDs



Bookinists Buchtipp zu


Das blaue Kleid

von Doris Dörrie
© 2002



weitere Titel von
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Taschenbuch:


Für immer und ewig

© 1993


Bin ich schön ?

© 1995


Liebe, Schmerz und das ganze verdammte Zeug

Vier Geschichten.
© 1989


Samsara

© 1998


Der Mann meiner Träume

© 1992


Was wollen Sie von mir?

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Audiocassette:


Bin ich schön? und zwei andere Geschichten

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Was wollen Sie von mir?

2 Cassetten
und fünfzehn andere Geschichten
© 1993


Das Reich der Sinne.

2 Cassetten.
Und vier weitere Geschichten.
© 1994


Wer sind Sie?

1 Cassette.
Und zwei weitere Geschichten.
© 1996


Meine Freundin

1 Cassette.
Und eine weitere Geschichte.
© 1997

Audio CD:


Meine Freundin

1 Cassette.
Und eine weitere Geschichte.
© 1997

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© by Manuela Haselberger
rezensiert am 2.2.2000

Quelle: http://www.bookinist.de
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