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Vienna "Eva Menasse - Vienna"
ein Vater war eine Sturzgeburt. Er und ein Pelzmantel wurden Opfer der Bridgeleidenschaft meiner Großmutter, die, obwohl die Wehen einsetzten, unbedingt noch die Partie fertigspielen musste."
Doch die Großmutter findet in der Familie Menasse jede Menge Verständnis für ihre Obsession, denn das Spiel ist eine Passion, die viele Familienmitglieder teilen, egal ob es um Fußball, Bridge oder sonstige Kartenspiele geht.
Eva Menasse erzählt in ihrem Roman "Vienna" die Geschichte ihrer österreichischen Familie. Ihre Großmutter, "eine katholische Sudetendeutsche, die aus der Kirche ausgetreten ist" heiratet einen Juden, der mit Spirituosen und Wein sein Geld verdient. Nach der Machtübernahme durch Hitler wird die Situation schwierig. Evas Vater wird mit einem Kindertransport nach London ins Exil geschickt und dort entdeckt er schon bald sein Faible fürs Fußballspielen. Sein Bruder dient als Soldat in Burma und die ältere Schwester wandert nach Kanada aus. Erst Jahre später wird klar, warum der Großvater unter keinen Umständen in seinem Leben je wieder einen Zug betreten wird.
Mit einem ganzen Bündel an traurigen Ereignissen und amüsanten Anekdoten plaudert Eva über ihre Familie und unterhält mit einer guten Portion Wiener Schmäh. Schön daran ist, dass sie durchaus den Dialekt und die sprachlichen Eigenheiten der unterschiedlichen Verwandten erhält. Spannend gerät die Auseinandersetzung ihres Bruders, es handelt sich dabei um den bekannten Schriftsteller Robert Menasse, die dieser jahrelang mit seinem Vater führt.
Ein wenig stört den Lesefluss, dass die Autorin bereits direkt nach der Geburt aus der Haltung der späteren Tochter über ihren Vater spricht, der zu diesem Zeitpunkt noch ein Säugling ist.
Dennoch: es hat Spaß gemacht, die Bekanntschaft der Familie Menasse zu machen, bei der im Zweifelsfall die Regel gilt, dass die "Pointe immer den Vorzug vor der Geschmackssicherheit" erhält.
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© 9.4.2005 by Manuela Haselberger www.bookinist.de |