"Albert Sánchez Piñol - Pandora im Kongo"

Pandora im Kongo
"Albert Sánchez Piñol - Pandora im Kongo"

ugegeben, der Titel "Pandora im Kongo" ist nicht überaus verlockend und wer, wie Marcel Reich-Ranicki der Meinung ist, dass ein Roman, der in Grönland oder auch im Kongo spielt, nicht von Interesse sei, der versäumt nicht nur eine großartige Geschichte, sondern schlicht eines der besten Bücher seit langem. Hymnisch lobt in Spanien El Pais: "Das beste Buch des Jahres" oder auch El Mundo: "Pandora im Kongo ..... ist eine Sensation."

Schon mit seinem Debüt "Im Rausch der Stille" begeistert der spanische Autor Albert Sánchez Piñol, geb. 1965 in Barcelona, Publikum und Kritiker. Doch mit seinem zweiten Roman hat er sich nochmals gesteigert.

Die Handlung beginnt im Jahre 1914, zu dieser Zeit ist die Hauptperson, Thommy Thomsen, neunzehn Jahre alt. Thommy verdient sich als Ghostwriter mehr recht als schlecht sein Geld und er hat nicht vor, zum "Apostel der Gossenliteratur" aufzusteigen. Darum ist er ganz froh, als ihn eines Tages der Anwalt Norton anspricht, ob er nicht mit seinem Mandanten, dem Angeklagten Marcus Garvey sprechen und dessen Erlebnisse im Kongo aufschreiben könnte. Garvey wird vorgeworfen, dass er zwei englische Gentlemen, die Brüder Carver, bei ihrer Suche nach Gold als Koch in den Urwald begleitet hatte. Am Ende der Reise kehrte nur Garvey nach England zurück. Er wird beschuldigt, die Brüder bestohlen und umgebracht zu haben. Thomsen macht sich an die Arbeit und schon bald fesseln ihn seine wöchentlichen Besuche im Gefängnis vollkommen. Garvey erzählt ihm ein ganz unglaubliches Abenteuer aus dem dunklen Herzen Afrikas. Schnell ist er von Garveys Unschuld überzeugt und verfasst ein Buch, das sich zu einem grandiosen Erfolg entwickelt.

Immer wieder greift der Erzähler in die Handlung ein, kommentiert das Geschehen aus einem Abstand von sechzig Jahren und überrascht mit immer neuen Wendungen der Geschichte. Der Einfallsreichtum Piñols ist kaum zu bremsen. Allein die Hausbewohner Thomsens sind schon reichlich skurril. Zum einen gibt es die Hausbesitzerin Frau Pinkerton, die nur in gedrechselten, umständlichen Sätzen spricht, zum anderen schleicht die höchst eigenwillige, panzerlose Schildkröte Marie Antoinette durch die Gänge, deren Hobby es ist, heimlich in Thomsens Bett zu pinkeln und sich an Schuhwichse zu laben.

Bereits "Im Rausch der Stille" kämpfte der Protagonist mit tierähnlichen Wesen und auch im zweiten Roman gibt es mitten in Afrika ziemlich ungewöhnliche unterirdische Bewohner. Für Piñol als ausgebildeten Anthropologen, der über das Volk der Mbuti im Ostkongo gearbeitet hat, ist dies natürlich ein reizvolles Motiv. Doch man darf sich nicht täuschen lassen. Am Ende dreht er dem Leser eine lange Nase und voller Verblüffung stellt man fest, dass man mit großem Vergnügen einem grandiosen Geschichtenerzähler auf den Leim gegangen ist.
manuela haselberger

Albert Sánchez Piñol -    Pandora im Kongo     Originaltitel: »Pandora al Congo«, © 2005     Übersetzt von Charlotte Frei     © 2007, Frankfurt, S. Fischer Verlag, 477 S., 19.90 € (HC)     ISBN-13 9783100616036     © 2007,argon hörbuch, 7 CDs, 495 Minuten, (CD)     Es liest: Wolfgang Pampel           gebundenes Buch           Audiobook CD     Geld sparen - gelesen lesen:     TAGESPREISE - antiquarische Bücher:     Piñol - Pandora im Kongo     >hier HC bzw. >hier CD		HÖRPROBE
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