Easter Parade
"Richard Yates - Easter Parade"

m ein Haar wäre der amerikanische Autor Richard Yates (1926 - 1992) vollkommen in Vergessenheit geraten, wenn nicht Stewart O'Nan und Richard Ford unermüdlich auf seine Bedeutung als Chronist des amerikanischen Durchschnittslebens hingewiesen hätten. Mit seinem grandiosen RomanZeiten des Aufruhrs zählt er zu den modernen Klassikern des 20. Jahrhunderts. Und auch sein Erzählungsband Elf Arten der Einsamkeit hat Leser und Kritiker begeistert und wurde häufig mit Raymond Carver verglichen.

In "Easter Parade", seinem Roman, der 1976 in Amerika erschien und leider erst jetzt übersetzt wurde, ließ Yates viel von seinen eigenen Lebensumständen einfließen. Auch für ihn und seine Schwester könnte der erste Satz seines Buches gelten: "Keine der Grimes-Schwestern sollte im Leben glücklich werden, und rückblickend schien es stets, dass die Probleme mit der Scheidung ihrer Eltern begonnen hatten." Ein Satz mit einer unglaublichen Sogwirkung, die bis zum Ende der Geschichte anhält, als Emily, die jüngere der beiden Schwestern lakonisch ihr Leben bilanziert: "Ja ich bin müde," sagte sie. "Und weißt du, was komisch ist? Ich bin fast fünfzig Jahre alt, und ich habe noch nie im Leben irgend etwas verstanden."

Zwischen diesen Sätzen erzählt Richard Yates das Leben der beiden ungleichen Schwestern, Sarah und Emily. Nach der Scheidung der Mutter, alle nennen sie Pookie, ziehen die drei im Osten der USA unentwegt von einer Vorstadt zur nächsten. Nirgendwo bleiben sie lange, immer lockt Pookie das nächste, noch bessere Abenteuer. Sarah, die vier Jahre ältere Schwester heiratet mit zwanzig, zieht nach Long Island und bekommt drei Söhne. Sie langweilt sich in ihrer Ehe zu Tode und ertränkt ihre Enttäuschung in Alkohol. Zusammen mit ihrem Mann, der sie schlägt und brutal behandelt, erlebt sie den kompletten Absturz ohne einen Weg zu finden, dieser Hölle zu entkommen.

Emily geht einen vollkommen anderen Weg. Nach dem College erhält sie ein Stipendium und arbeitet in New York ehrgeizig an ihrer Karriere. Sie klammert sich nicht an einen Mann, heiratet nie und hat dauernd wechselnde Affären. Am Ende haben beide Schwestern eine Menge Einsamkeit kennengelernt, sind verzweifelt und mit ihrem Leben nicht glücklich geworden.

Nach außen Biografien, wie es sie unzählige gab und gibt. Richard Yates hat sie beschrieben und in ihrem ganzen Elend in seinen Romanen eingefangen. Selbst erlebt hat er die Alkoholabstürze, die Scheidung und psychotischen Schübe. Doch wenn er seine Romane und Erzählungen schrieb, saß jeder Satz bei ihm an der richtigen Stelle, kein Wort ist zuviel. Gut, dass seine Romane jetzt neu entdeckt werden. Sie haben es verdient.
manuela haselberger

Richard Yates -    Easter Parade     Originaltitel: »Easter Parade«, © 1976     Übersetzt von Anette Grube     © 2007, München, DVA, 297 S., 19.95 € (HC)     ISBN-13 9783421042613               gebundenes Buch
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