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Elizabeth George:


Asche zu Asche
man nicht


Elizabeth George:


Denn sie
betrügt man nicht


Elizabeth George:


Nie sollst
du vergessen


Elizabeth George:


Undank
ist der Väter Lohn


Vergiss nie,
dass ich dich liebe

Elizabeth George - Vergiss nie, dass ich dich liebe

rstmals begeistert Elizabeth George ihre große Fangemeinde nicht mit einem dicken Kriminalroman, sondern veröffentlicht fünf Erzählungen. Und sie beweist eindeutig, dass sie auch eine Meisterin der kleinen Form ist und die Anhänger von Inspector Lynley brauchen auf ihren verehrten Ermittler ebenfalls nicht zu verzichten.

"Schnappschuss", die erste Geschichte, ist eine traditionelle Erzählung im Stil von Altmeisterin Agatha Christie. Eine kleine Gruppe wissbegieriger Seminarteilnehmer, die wirklich alles über die Geschichte der englischen Architektur erfahren möchten, besucht das Schloss Abinger Manor. Zunächst hat es den Anschein, dass der ruhige Ralph Tucker an seinem Studentenfutter erstickt ist, doch Inspektor Lynley, der mit seiner Verlobten Helen ebenfalls in den ehrwürdigen Gemäuern weilt, klärt den Giftmord rasch auf.

Mit einem sehr humorvollen Ende konfrontiert Elizabeth George ihre Leser in "Die Überraschung seines Lebens" und "Ein guter Zaun reicht nicht immer". Da entdeckt ein misstrauischer Ehemann, der vermutet, dass seine hübsche Frau ihn betrügt leider zu spät, dass sie mit der Planung einer großen Sache beschäftigt war. Und dass Ratten nicht nur eine Plage sein können, versucht Anfisa Telyegin ihren neuen Nachbarn an der kalifornischen Küste leider vergeblich beizubringen.

Die beste Story, psychologisch exakt ausgefeilt und sehr gut konstruiert ist "Vergiss nie, dass ich dich liebe." Hier wuchert Elizabeth George so richtig mit ihren Talenten.
War Charlies Ehemann Eric tatsächlich als Verkaufsdirektor beschäftigt, oder hat er in der biologischen Forschung gearbeitet? Woher kommt die riesige Summe Geld in seinem Schließfach bei der Bank? Nach dem Tod von Eric sieht sich Charlie einem völlig unbekannten Mann gegenüber, mit dem sie viele Jahre verheiratet war.

Jeder Erzählung hat Elizabeth George eine kurze Vorbemerkung vorangestellt.
Hier plaudert sie aus dem Nähkästchen und berichtet, wie die Story entstanden ist, woher sie die Inspiration dazu bezog oder welche Rolle der Schauplatz dabei spielt. Ein interessanter Blick über die Schulter, der zeigt, wie aus einer aufblitzenden Idee ein richtig guter Krimi wird.
© manuela haselberger


Elizabeth George -
Vergiss nie, dass ich dich liebe
Originaltitel: I, Richard, © 2002
Übersetzt von Mechtild Sandberg-Ciletti

© 2002, München, Blanvalet, 316 S., 19.90 € (HC)





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VORBEMERKUNG ZU
Vergiss nie, dass ich dich liebe

Über diese Geschichte habe ich mir lange den Kopf zerbrochen. Vor einigen Jahren hörte eine Freundin von einem Fall, wo ein Mann seiner Frau gewissermaßen »mit dem letzten Atemzug« eine Liebeserklärung gemacht hatte, die mir angesichts der geschilderten Umstände mit Liebe überhaupt nichts zu tun zu haben schien. Meine erste Reaktion auf den kurzen Bericht war Empörung. Meine zweite Reaktion war Zorn. Meine dritte Reaktion war typisch für jeden, dem das Schreiben im Blut liegt: Ich dachte mir, was für eine gute Kurzgeschichte das abgeben würde.

Aber nun kam der schwierige Teil: Ich musste mir überlegen, was für Ereignisse im Leben des Ehepaares, das in meiner Kurzgeschichte die Hauptrolle spielen sollte, in einer solchen letzten Liebeserklärung des Mannes an seine Frau kulminieren könnten, und wie die Situation beschaffen sein müsste, in der er diese Erklärung machte. Ich spielte endlos mit verschiedenen Möglichkeiten. Auf einer Wandertour in Cinque Terre in Italien dachte ich daran, die Story dort anzusiedeln. Dann lockten mich wieder die italienischen Seen als Schauplatz, und ich erwog ernsthaft, meine Geschichte auf der Isola de Pescatores spielen zu lassen. Das Problem war nur, dass mir - abgesehen von der möglichen Kulisse für die Story - überhaupt nichts einfiel. Und es ist schwierig, eine Kurzgeschichte zu schreiben, wenn die ganze Dynamik sich aus dem Schauplatz entwickeln soll.

Aber schließlich stieß ich in einem Gespräch mit meinem Freund doch auf den Dreh- und Angelpunkt der Geschichte, den Grund für den Tod des Ehemannes. Und als ich den hatte, konnte ich loslegen. Ich schickte meine Assistentin in die Bibliothek und ins Internet, um die Informationen zu sammeln, die ich brauchte, und begann inzwischen die Personen zu schaffen, die die Welt Eric und Charlotte Lawtons bevölkern würden. Sehr schnell wurde mir klar, dass ich für diese Story überhaupt keinen ausgefallenen Schauplatz brauchte. Ganz im Gegenteil, sie passte wunderbar hierher, nach Kalifornien, vor meine eigene Haustür.

Nachdem ich meinen elften Roman abgeschlossen hatte, fand ich endlich die Zeit, die Geschichte zu schreiben. Und hier ist sie nun, meine Antwort darauf, warum dieser Unbekannte, von dem eine meiner Freundinnen mir erzählt hatte, unmittelbar vor seinem Tod zu seiner Frau sagte: »Vergiss nie, dass ich dich liebe.«S. 167-168

Vergiss nie, dass ich dich liebe

Charlie Lawton weinte nicht, als sie am offenen Grab ihres Mannes stand. Sie hatte vorher geweint - als das Schreckliche geschehen war und auch bei der Trauerfeier. Sie hatte Ströme von Tränen geweint. Nun war sie leer und ließ den Lauf der Dinge wie betäubt über sich ergehen.

Zuvor hatte man ihr sämtliche Optionen zur Gestaltung des Begräbnisses aufgezählt: Sie konnte den Geistlichen ein weiteres Gebet sprechen lassen - nur ein kurzes, diesmal - und sich dann unverzüglich zu einem, zweifellos niederdrückenden, Empfang begeben, wo die Trauergäste bei Speise und Trank eine letzte Gelegenheit erhielten, Eric Lawtons Witwe mit unzulänglichen Worten ihr Beileid auszudrücken. Oder sie konnte am Grab verweilen und zusehen, wie der hastig ausgesuchte Sarg in die Grube hinuntergelassen wurde. Danach konnte sie eine Blume aus dem Trauerkranz wählen, den sie selbst mit schmerzgetrübtem Blick, und wie hinter einer Nebelwand stehend, zwei Tage zuvor gekauft hatte. Diese Blume konnte sie, den Trauergästen damit Anstoß gebend, ein Gleiches zu tun, ins Grab werfen und dann zur wartenden Limousine gehen. Oder sie konnte dem ganzen Begräbnis beiwohnen, bis zu dem Moment, wenn der Laster mit der Kipppritsche - der schon in diskreter Entfernung bereitstand - über den Rasen angerumpelt kam und die Erde über den Walnussholzsarg schüttete. Sie konnte bleiben, bis das Grab geschlossen, das Erdreich festgetrampelt und die Grasquadrate wieder ausgelegt waren. Sie konnte auch noch zusehen, wie am Pfosten das Plastikschildchen befestigt wurde, das zur Kennzeichnung diente, bis der Grabstein gesetzt wurde. Sie konnte seinen Namen lesen - Eric Lawton -, als könnte ihr das helfen zu begreifen, dass er tot war; und den Rest konnte sie sich denken: Eric Lawton, geliebter Ehemann von Charlotte. Gestorben im zweiundvierzigsten Lebensjahr.

Sie entschied sich für die erste Möglichkeit. Es war leichter, sich abzuwenden, als den Sarg für immer verschwinden zu sehen. Und was die Frage anging, ob sie den Trauergästen Gelegenheit geben wollte, sich von Eric zu verabschieden, indem sie eine Blume ins Grab warfen - sie wollte möglichst durch nichts daran erinnert werden, wie klein die Trauergemeinde war.

Später, als sie zu Hause war, überfiel sie der Schmerz wie ein Virus. Sie stand am Fenster, ein beißendes Kratzen im Hals, und fühlte sich wie von einem heraufziehenden Fieber geschüttelt. Während sie in den Garten hinausblickte, den sie und ihr Mann mit so viel Sorgfalt und Liebe angelegt und gepflegt hatten, hörte sie hinter sich die taktvoll gedämpften Stimmen der Gäste.
»Wirklich tragisch«, flüsterte es.
» Ein wunderbarer Mensch«, murmelten einige, und ein Mann sagte: »Ein wunderbarer Mensch in jeder Hinsicht.«
Außer in einer, dachte Charlie.

Von hinten legte jemand den Arm um sie, und sie überließ sich der Wärme der langjährigen Freundschaft mit Bethany Franklin, die noch am Abend, als Charlie sie angerufen hatte, aus Hollywood in diesen seelenlosen Vorort der seelenlosen Stadt Los Angeles gekommen war. » Eric «, hatte Charlie nur weinend hervorgestoßen. »Bethie! 0 Gott!«, und Bethany war gekommen. »Dieses gottverdammte Motorrad«, hatte sie in einem Ton gesagt, als knirschte sie innerlich mit den Zähnen, und dann: »Ich bin schon unterwegs. Hörst du mich, Charlie? Ich bin schon unterwegs.«

Jetzt sagte sie leise: »Hältst du durch, Liebes? Oder soll ich die ganze Bagage hier zur Tür hinausbefördern?«
Mit einiger Anstrengung hob Charlie ihre Hand zu der Bethanys, die auf ihrer Schulter lag. »Alles hat damit angefangen, dass ich ihn die Harley hab kaufen lassen, Beth. «
»Du hast ihn gar nichts tun lassen, Charles. So läuft das nicht. «
»Ein Tattoo hatte er sich auch machen lassen. Hab ich dir das erzählt? Zuerst das Tattoo. Nur auf dem Arm. Na und, hab ich mir gedacht. Den Tick haben die Kerle zur Zeit alle. Dann kam die Harley. Was habe ich falsch gemacht? «
»Gar nichts«, antwortete Bethany. »Es war nicht deine Schuld.«
»Wie kannst du das mit solcher Sicherheit sagen? Das alles ist nur passiert, weil -«

Bethany drehte die Freundin zu sich herum. »Hör auf damit, Charles«, sagte sie. »Was waren seine letzten Worte zu dir? « Sie wusste es natürlich. Es war eines der ersten Dinge, die Charlie ihr erzählt hatte, als die Hysterie nachgelassen und der darauf folgende Schock eingesetzt hatte. Sie stellte die Frage nur> damit Charlie die Worte noch einmal hören und aufnehmen musste.
» >Vergiss nie, dass ich dich immer lieben werde<«, zitierte sie.
»Und er hat das bestimmt nicht ohne Grund gesagt.«
»Aber warum hat er dann
»Es gibt Fragen im Leben, die einem niemals beantwortet werden. « Bethany drückte Charlie an sich, um sie wissen zu lassen, dass sie nicht allein war> auch wenn sie sich im Moment so fühlte und in den kommenden Monaten vielleicht fühlen würde, ohne ihren Mann in dem großen, teuren Haus außerhalb der Stadt, das sie vor drei Jahren gekauft hatten, weil er gemeint hatte:
»Es wird Zeit für eine Familie, Charlie findest du nicht? Und niemand kann behaupten, dass die Stadt für Kinder gesund ist. « Mit einem ansteckenden Lächeln hatte er das gesagt, und einem Elan, hinter dem die für ihn typische rastlose Energie steckte, die ihn stets wach und lebendig gehalten hatte.

Zur Schar der Trauergäste blickend, sagte Charlie:
»Ich kann es immer noch nicht fassen, dass seine Eltern nicht gekommen sind. Ich habe eigens seine Exfrau angerufen und sie benachrichtigt. Ich habe sie gebeten, seiner Familie Bescheid zu geben - na ja, seinen Eltern, sonst gibt es ja, glaube ich, niemanden -, aber keiner von ihnen hat auch nur geschrieben oder angerufen, Beth. Weder sein Vater noch seine Mutter> nicht einmal seine eigene Tochter.«
»Vielleicht hat die Ex - wie heißt sie übrigens? «
»Paula.«
»Vielleicht hat Paula die Nachricht nicht weitergegeben. Wenn es eine bittere Scheidung war -?<
»Ziemlich, ja. Es ging um einen anderen Mann. Und Eric hat sich mit Paula um das Sorgerecht für Janie gestritten.«
»Na bitte, das könnte es gewesen sein. «
»Aber das ist doch Jahre her!«
» Hast du eine Ahnung, wie nachtragend die Leute sein können!«
»Du hältst es für möglich, dass sie seine Eltern gar nicht benachrichtigt hat? «
»Kann doch sein«, meinte Bethany.

Dieser Gedanke, dass Paula es in Ausübung postumer Rache an ihrem einstigen Ehemann unterlassen haben könnte, seine Eltern von seinem Tod zu benachrichtigen, veranlasste Charlie zu dem Entschluss, selbst mit dem Ehepaar Lawton Kontakt aufzunehmen. Das Problem dabei war allerdings, dass Eric, so traurig das war, schon lange keine Verbindung mehr zu seinen Eltern gehabt hatte. Er hatte es Charlie gebeichtet, als nach Thanksgiving das erste gemeinsame Weihnachten vor der Tür stand. Ihrer Familie eng verbunden, trotz der räumlichen Entfernung, die sie von ihr trennte, hatte sie Eric gefragt, wie sie es mit den kommenden Feiertagen »halten« wollten. »Möchtest du sie bei deiner Familie verbringen oder bei meiner? Oder sollen wir die Tage zwischen den Familien aufteilen? Oder vielleicht alle zusammen bei uns feiern? S. 169-173

Lesezitate nach Elizabeth George - Vergiss nie, dass ich dich liebe










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Titel von
Elizabeth George
 Taschenbuch



Auf Ehre und Gewissen

© 1993



Denn Mord hat viele Zungen.

© 2001



Rückkehr von morgen

© 2001



Im Angesicht des Feindes

© 2000



Denn keiner ist ohne Schuld

© 1999



Im Angesicht des Feindes

© 1998



Denn bitter ist der Tod.

© 1996



Mein ist die Rache

© 1995



Keiner werfe den ersten Stein

© 1994

 Hardcover



Gott schütze dieses Haus

Großdruck
© 1996


© 12.7.2002
by Manuela Haselberger
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