Bookinists Buchtipp zu


Tod an heiliger Stätte

von P.D. James
© 2002




Tod einer Anwältin
P.D. James - Was gut und böse ist

"Mörder pflegen sich normalerweise nicht vorher anzumelden. Mord ist eine Todesart, bei der dem Opfer, ungeachtet der grauenvollen Erkenntnis in letzter Sekunde, die Schrecken und Ängste im Vorfeld gnädig erspart bleiben." Mit diesem vielversprechenden ersten Satz beginnt P. D. James ihren bislang besten Krimi "Was gut und böse ist".

In der Tat ereilt der Tod die Staranwältin Venetia Aldridge überraschend an einem ruhigen Abend in ihrem Büro mit einem spitzen Brieföffner.

Commander Dagliesh beginnt mit seinem Team die Ermittlungen und übereinstimmend erklären alle Bekannten, Kollegen, Freunde der Toten, daß sie eine hervorragende Juristin war. Keiner hatte mit ihr Freundschaft geschlossen, niemand kann außer ihren beruflichen Fähigkeiten etwas Positives über sie berichten. Selbst das Verhältnis zu ihrer Tochter war aufs Äußerste gespannt, seit sie ihren Verlobten der Mutter vorgestellt hatte. Ausgerechnet in Ashe hat sie sich verliebt, den Venetia noch vor vier Wochen als Mordverdächtigen verteidigt hat.

Zug um Zug deckt die Polizei eine Vielzahl verschiedener, interessanter Facetten der Lebensumstände von Venetia auf, aber schon bald kommt bei Commander Dagliesh der Verdacht auf "dieser Fall könne sich zu einem von denen entwickeln, die der Alptraum eines jeden Kriminalisten sind: die Konstellation, in der der Mörder bekannt ist, aber die Beweislage in den Augen des Oberstaatsanwalts für eine strafrechtliche Verfolgung nicht ausreicht. Und obendrein hatten seine Leute es diesmal mit Juristen zu tun, mit ausgefuchsten Anwälten, die besser als der Durchschnittsbürger wußten, daß es den Kopf kosten konnte, wenn einer sich nicht darauf verstand , den Mund zu halten."

Bei diesem neuen, ihrem vierzehnten Roman erweist sich P. D. James als wirkliche Queen of Crime, denn sie gibt jeder ihrer Figuren, sei es die Putzfrau oder dem geschiedenen Mann des Opfers, eine Geschichte, ein eigenes Leben und verfällt nicht dem amerikanischen Laster eine gute Ausführung zugunsten einer temporeichen Handlung zu vernachlässigen.

Mit einer unglaublichen Akribie geht sie den Lebensumständen ihrer Charaktere nach, erzählt von ihrer Kindheit, ihren Sorgen und Nöten. Der Leser taucht so nicht nur in eine spannende Handlung ein, sondern er verliert sich auch in gut geschriebenen Biographien. "Was gut und böse ist" zählt mit Sicherheit zu den besten Thrillern der Frühjahressaison 1999.



P.D. James - Was gut und böse ist
aus dem Englischen von Christa E. Seibicke
Originaltitel: 1997, "A Certain Justice"
1999, München, Droemer Verlag, 548 S.
2001, München, Droemer Verlag, 548 S., 7.00 € /   (Sonderausgabe Taschenbuch)




© by Manuela Haselberger
rezensiert am 1999/03/08
Quelle: http://www.bookinist.de
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