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zur Rezension
Leseprobe
Frankenhausen, Thüringen,
15. Mai 1525. Nachmittag.
Beinahe blindlings.
Tun, was ich tun muß.
Schreie in den Ohren, in denen noch der Donner der Kanonen dröhnt. Geronnenes Blut und Schweiß verschließen mir die Kehle, ein Hustenanfall zerreißt mich.
Die Blicke der Fliehenden: Entsetzen. Verbundene Köpfe, zerquetschte Glieder... Immer wieder sehe ich mich um: Elias ist hinter mir. Er bahnt sich einen Weg durch die riesige Menge. Trägt den reglosen Magister Thomas auf den Schultern.
Wo ist der allgegenwärtige Gott? Seine Herde wird hingemetzelt.
Tun, was ich tun muß. Die Briefsäcke festgezurrt. Nicht stehenbleiben. Das Schwert schlägt mir an die Seite.
Elias immer hinter mir.
Eine wirre Gestalt kommt auf mich zugerannt. Das Gesicht halb unter Verbänden, offenes Fleisch. Eine Frau. Sie erkennt uns. Tun, was ich tun muß: Der Magister darf nicht entdeckt werden. Ich packe sie: nicht sprechen. Schreie hinter meinem Rücken:
"Landsknechte! Landsknechte!"
Ich stoße sie fort; weg, sich in Sicherheit bringen. Eine Gasse zur Rechten. Im Laufschritt, Elias hinter mir, Hals über Kopf. Tun, was ich tun muß: Haustüren. Die erste, die zweite, die dritte, sie geht auf. Drinnen.
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